Sonbol - Rallye durch den Gottesstaat

Sonbol - Rallye durch den Gottesstaat

'Warum findest du eigentlich keinen Mann?' wird Sonbol immer wieder von ihrer Mutter gefragt. Die Antwort ist Schweigen, trotziges, selbstbewusstes Schweigen. Sonbol Fatemi ist 35 Jahre alt. Sie hat ihre eigene Zahnarztpraxis und nebenbei fährt sie Autorallyes, am liebsten gegen Männer. Unabhängig und selbstständig will sie sein, sich nicht von anderen gängeln lassen, weder im Motorsport noch im Privaten. Das ist schwierig in ihrer Heimat. Sonbol lebt in der heiligen Stadt Mashad in der Islamischen Republik Iran. Sie ist gläubige Muslimin. Als sie neunzehn Jahre alt war, hat ihre Familie sie verheiratet. Sie sollte mit einem reichen Exil-Iraner in die USA ziehen. Aber das Arrangement scheiterte, nachdem Sonbol in eine Alkoholrazzia geraten war und verhaftet und verhört wurde. Der Mann verstieß sie und ließ sich scheiden. Heute, fünfzehn Jahre später, beschreibt sie diese Erfahrung als das größte Glück in ihrem Leben: 'Wäre ich nicht geschieden, wäre nicht mal ein Scheißdreck aus mir geworden! Ich hätte jetzt fünf Kinder zu versorgen und mein Mann würde mich auch noch schlagen!'Als Zahnärztin ist Sonbol finanziell unabhängig. Sie ist eine der besten Navigatorinnen der Rallyeszene und fährt zusammen mit ihren Piloten waghalsige Rennen auf staubigen Pisten. Auf den ersten Blick ist Sonbol eine starke Frau, die tut, was sie will und stolz darauf ist. Die sich mit unanständigen Witzen lustig macht über Männer, Machos und überkommene Strukturen. Aber sie lebt im Iran und zahlt für ihre 'Unabhängigkeit' einen hohen Preis. Als alleinstehende Frau kann sie in ihrem Heimatland keine Wohnung mieten. Deshalb lebt die Zahnärztin noch in ihrem alten Kinderzimmer im Haus der Eltern. Jeden Tag streitet sie mit ihrer Mutter, die sie wieder verheiraten will. Immer wieder muss sie sich für ihre Lebensweise rechtfertigen. 'Man erwartet von mir, dass ich einen Mann habe und mindestens zwei erwachsene Kinder', erzählt Sonbol. 'Dann soll ich meine Arbeit so reduzieren, dass ich mich um die Familie kümmern kann.

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