So wie ein Wunder

So wie ein Wunder

Der Traum währte nur wenige Jahre: In den frühen 30er Jahren des letzten Jahrhunderts stand die Potsdamer Filmproduktion Ufa für europäisch produzierte Filme, deren Raffinesse und Ausgelassenheit internationale Erfolge einfuhr. Die Stars hießen Lilian Harvey, Willy Fritsch oder Henry Garat; gedreht wurden je eine deutsche und eine französische Version. Der internationale Erfolg auch über Deutschland und Frankreich hinaus ist letztlich dem Komponisten Werner Richard Heymann zu verdanken, der auf neuartige Weise Musik, Tanz und Film zusammenbrachte und der mit diesen 'Filmoperetten' das amerikanische Filmmusical inspirieren sollte. Streifen wie 'Bomben auf Monte Carlo', 'Der Kongress tanzt' oder 'Die Drei von der Tankstelle' waren seinerzeit Kassenschlager, Heymanns Melodien so bekannt wie Jahrzehnte später die von Lennon und McCartney. Mit der Machtergreifung der Nazis war Schluss mit der Lust und Leichtigkeit des Internationalen Kinos made in Germany: Wie Heymann waren auch viele andere Köpfe hinter den Kulissen Juden. Und wie Heymann emigrierten viele von ihnen schließlich in die USA, wo Hollywood mit neuen Aufgaben lockte. Begleitet von Elisabeth Trautwein-Heymann, der Tochter Heymanns, begibt sich die Filmemacherin Helma Sanders-Brahms in die Archive einer fast vergessenen Filmzeit. Sie taucht ein in die Pionierzeit des Tonfilms, dessen Wagemut und künstlerische Brillanz heute staunen lassen. Dass es ein so lebenslustiges wie kluges und international offenes Kino zwischen den Kriegen je gegeben hat, erscheint aus der heutigen Perspektive tatsächlich 'so wie ein Wunder'.

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