So war das alte Hessen - Bergstraße
Die Bergstraße, Hessens wärmste Region, ist in jeder Hinsicht von der Natur verwöhnt. Das Zusammentreffen warmer Luftströmungen aus dem Württemberger Raum mit günstigen Bodenverhältnissen macht sie zu einem der reichsten Fruchtgärten Deutschlands mit Weinbau, Obst, Mandeln, Edelkastanien und Walnüssen. Bereits die Römer nutzten die Bergstraße als Handels- und Heerstraße. An den Hängen des Odenwalds gelegen, war sie besser befahrbar als die Ebene, das sumpfige Ried. In späteren Jahrhunderten hat der Wohlstand der Winzer und Kaufleute ein reiches Kulturleben und die Entwicklung einer hoch entwickelten Architektur ermöglicht. Von Heppenheim, dem ältesten Städtchen, über Bensheim, die größte Stadt, bis nach Zwingenberg, dem Ort mit den ältesten Stadtrechten, geht die Reise entlang der Bergstraße, auf der Suche nach den Veränderungen des Lebens. Alte Filmausschnitte vom Anfang des 20. Jahrhunderts, manche noch nie im Fernsehen gezeigt, und Erzählungen von Zeitzeugen vermitteln ein dichtes Bild einer hundertjährigen Entwicklung: Sie berichten von der Armut der meisten Bewohner in den frühen Jahren, von der Machtübernahme durch die Nazis, die aus der traditionellen Weinregion ein riesiges Obstanbaugebiet machten, von der Judenverfolgung und dem Zweiten Weltkrieg, dessen Bomben die Bergstraßen-Städtchen nicht verschonten. Als die ersten US-Panzer durch die engen Gassen fuhren, war der Alptraum hier vorbei. Aus der Bergstraßen-Region wurde wieder ein kleines Stück Italien im Süden Hessens - aber die Region wandelte sich wirtschaftlich und gesellschaftlich mehr als in all den Jahrhunderten zuvor.