
Skandal! Francesco Tristano und Alice Sara Ott in Concert
Was Erscheinung und Performance betrifft, heben sich sowohl Francesco Tristano als auch Alice Sara Ott von vielen Klassik-Stars älterer Prägung ab. Ihre Deutung klassischer Musik entspricht der Empfindung jüngerer Menschen, die eher mit Popmusik sozialisiert wurden. Dass das im Ergebnis auch traditionelle Klassikhörer erfreut, ist umso schöner.
Francesco Tristano, hochgelobt für Einspielungen von Bach bis Cage, verkörpert diese zwei Welten: Steht sein eines Bein fest in der klassischen Musik, so steht sein anderes im Techno, dokumentiert unter anderem durch die Zusammenarbeit mit Techno-Größen wie Carl Craig und Moritz von Oswald. Auch Alice Sara Ott hat in Zusammenarbeit mit dem Multi-Instrumentalisten Olafur Arnalds in jüngster Zeit bewiesen, dass man klassische Musik heute anders spielen kann: Ihre Neuinterpretation der Klaviermusik Chopins belegte in 25 Ländern den ersten Platz der iTunes-Charts für Klassik.
Mit ihrem aktuellen Programm zeigen Tristano und Ott, dass klassischer Musik nichts Konservatives anhaften muss. Im Rahmen des Musikfestivals Heidelberger Frühling spielten sie Klassiker des letzten Jahrhunderts, adaptiert für zwei Klaviere. Unter den Stücken: Ravels "Bolero" und Strawinskys "Le Sacre du Printemps" - faszinierende Musik, die zu ihrer Zeit wegen ihrer Modernität für handfeste Skandale sorgte.