Sextäter im Netz - Jugendfalle Chat

Sextäter im Netz - Jugendfalle Chat

Recht und Kriminalität 

Kinder und Jugendliche sind meist arglos und spontan. Das nutzen Sextäter im Netz aus. Sie verschleiern dabei häufig ihre wahre Identität, geben sich - als gleichaltrige Freunde - kumpelhaft oder verliebt und schleichen sich in das Vertrauen ihrer jungen Opfer.

Sie chatten in jeder freien Minute mit ihren Freunden. Sie ahnen nicht einmal, dass manche 'Internetfreunde' erwachsene Sextäter auf der Suche nach jugendlichen Opfern sind. Mitten im Chat wird aus einer netten virtuellen Bekanntschaft plötzlich grausame Realität. Es kommt zu Erpressung, Nötigung und sexuellem Missbrauch. Aus Scham schweigen die Kinder und liefern sich - nicht nur im Netz - wehrlos aus.

Maria ist gerade 12 Jahre alt, als sie Bernhard H. (53) im Netz kennenlernt. Im Mai 2013 steigt sie zu ihm ins Auto und ist seitdem verschwunden. 'Ein Alptraum, aus dem ich schnell aufwachen möchte', sagt ihre Mutter, die noch vier weitere Kinder hat. Der Fall macht bundesweit Schlagzeilen. International wird nach Maria und Bernhard H. gefahndet. Es geht um Kindesentzug und schweren sexuellen Missbrauch. Maria ging freiwillig, da ist sich die Polizei nach Auswertung der Chatprotokolle sicher. Sie lebte ein Jahr lang eine heimliche verbotene Beziehung zu dem vierzig Jahre älteren Mann, nicht nur im Netz. Die beiden trafen sich regelmäßig. Monate sind seit ihrem Verschwinden vergangen, doch die Polizei tappt immer noch im Dunkeln. Weder die europaweite Fahndung noch die intensive Suche der Mutter via Facebook bringt Maria zurück.

Yvonne (14) wird von Christian mit freundlichen Komplimenten auf ihrem Facebook Account umschmeichelt. Doch Christian ist gar nicht Christian und auch nicht 17 Jahre alt, wie er behauptet. Christian ist Jan S., 25 Jahre, und erpresst von Kindern Nacktbilder und Videos zu seiner sexuellen Befriedigung. Skrupellos droht er Yvonne, ihren kleinen Bruder umzubringen. Sie gibt nach und schickt ein intimes Foto. Als er ihr Bild ins Internet stellt, bricht sie zusammen. Yvonne ist nur eine von über hundert Mädchen, die Jan S. drangsaliert hat. Die wenigsten seiner jungen Opfer haben ihren Familien von den Seelenqualen erzählt und ihren Peiniger angezeigt.

Die Angriffe der sexuell motivierten Täter im Netz treffen nicht nur junge Mädchen. David (21) wird eine Ausbildung und sogar eine Karriere beim Film versprochen. Bei Marc (12) ist es die Fußballkarriere, die in greifbare Nähe zu rücken scheint. Doch der vermeintliche Gönner aus dem Netz verlangt Vorleistungen. Vorleistungen die weh tun. Die Kids müssen sich 'züchtigen' und dabei fotografieren. Der Täter arbeitet weltweit - er schlüpft im Netz in immer neue Identitäten.

Die Dunkelziffer dieser Straftaten ist hoch. Zu groß ist die Scham der jungen Menschen, in die Chatfalle getappt zu sein. Selten vertrauen sie sich ihren Eltern oder der Polizei an. Die Anbahnung von sexuell motivierten Kontakten zu Kindern und Jugendlichen im Netz - das Cybergrooming - ist strafbar. Polizei und Justiz hinken der virtuellen Realität hinterher. Wer Kinder im Netz anspricht, kann erstaunlich unbehelligt agieren. Eine unkontrollierte virtuelle Spielwiese für Sexualstraftäter, die für junge Menschen zur Falle werden kann. Und oft bleibt es nicht beim Kontakt im Netz. Die Täter drängen zu realen Verabredungen, auf die sich manche Jugendliche ohne Argwohn einlassen.

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