Sergiu Celibidache

Sergiu Celibidache

Für Sergiu Celibidache offenbarten sich im Musikmachen die größten Geheimnisse des Seins. Kompromisslos gegenüber anderen, aber vor allem gegen sich selbst, verfolgte er die Umsetzung dieser Vision. Aus der Überzeugung, dass der Moment eines geglückten Konzerts nicht wiederholbar sei, verweigerte er sich den Regeln des Musikbetriebs und hinterließ keine Studioaufnahmen. Das machte ihn zu Lebzeiten zum großen Sonderling - aber auch zu einer Legende, die bis heute nichts an ihrer Faszination verloren hat. Sergiu Celibidaches Karriere beginnt mit einer Sensation: Mit gerade einmal 33 Jahren wird der rumänische Emigrant nach dem Zweiten Weltkrieg im zerstörten Berlin Chef der Berliner Philharmoniker. Aus dem Nobody, der über nahezu keine Praxiserfahrung verfügt, wird über Nacht ein Star, dessen emotionsgeladene Aufführungen bald international für Furore sorgen. Doch Celibidaches Schonungslosigkeit in der Durchsetzung seiner musikalischen Vorstellungen wird ihm zum Verhängnis: Als Wilhelm Furtwängler, den er während dessen Entnazifizierung vertrat, stirbt, entscheidet sich das Orchester gegen Celibidache und für Herbert von Karajan, der perfekt mit den Medien zu spielen und sich zu inszenieren weiß. Doch wie in allen Wendepunkten im Leben des Wahldeutschen Celibidache liegen auch hier Tragik und Triumph nahe beisammen. Anstatt zu verzweifeln oder sich anzupassen, arbeitet er umso radikaler an der Verwirklichung seiner Ideen. Ruhelos bereist er in den Fünfzigern und Sechzigern des 20. Jahrhunderts als gefragter Gastdirigent die Welt. Während eines Konzerts in Venedig kommt es zu einem Erlebnis, das ihn grundlegend verändern wird. Auf diesen mystischen Moment, in dem Anfang und Ende miteinander verschmelzen, arbeitet er fortan wie ein Besessener in Proben, Aufführungen und in seinen Meisterkursen hin. Das macht seine Konzerte für seine wachsende Fangemeinde zu einer Art Messe, und ihn selbst für seine Schüler zum Guru, der sich mit Reinkarnation und Zen-Buddhismus beschäftigt.

Bewertung

0,0   0 Stimmen