Sergej Prokofjew: Der feurige Engel

Sergej Prokofjew: Der feurige Engel

Sergej Prokofjew ließ sich für seine Oper Der feurige Engel von dem gleichnamigen 1908 erschienenen Roman von Waleri Brjussow inspirieren. Darin erzählt der junge Student Ruprecht, wie er im Deutschland der Reformationszeit ein geheimnisvolles Mädchen namens Renata kennenlernt und wie der Teufel ihr in Gestalt eines Engels des Lichts erscheint, sie verführt und straucheln lässt, wie er und Renata sich magischem Teufelswerk hingeben, wie er dem Sabbat, einer kollektiven Besessenheit von Nonnen und dem darauffolgenden Inquisitionsprozess beiwohnt, wie er schließlich Faust und Mephistopheles begegnet ...
Ein gewalt- und gefühlvoller Liebesroman mit tragischem Ausgang, eine Handlung von der Opulenz des elisabethanischen Theaters, ein stürmisches spirituelles Abenteuer - das ist der Stoff, aus dem Sergej Prokofjew eine Oper von lyrischer Kraft und alptraumhaftem Getöse erschuf.
Calixto Bieitos Inszenierung am Teatro Real in Madrid verlegt die Handlung ins Heute, in den gewöhnlichen Alltag einer arglosen jungen Frau (interpretiert von der litauischen Sopranistin Ausrine Stundyte), die in den Taumel von Fantasie und Gewalt gerät und sich darin verliert. Durch die Aktualisierung tritt der irrationale Teil der Geschichte zurück, wodurch dieses Abenteuer noch dringlicher, einschneidender und zerstörerischer wird. Eine moderne innere Reise, auf der alles Bestehende hinweggefegt wird.

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