Schweizer Helden

Schweizer Helden

Frisch geschieden, mausbeinallein - und das an Weihnachten: «Nicht mit mir», sagt sich die betroffene Sabine und bietet ihre Dienste in einem Durchgangszentrum für Asylbewerberinnen und -bewerber an. Als Hilfsleiterin einer Psychodramagruppe möchte sie ihren Zöglingen auf die Sprünge und bei der Traumabewältigung helfen. Doch wie sie mit Erschrecken feststellt, haben die Asylbewerber nicht auf sie gewartet. Sie lassen Sabine mit ihrer herablassenden Art anfangs ziemlich auflaufen, um dann mit einem Gegenvorschlag aufzuwarten: Sie wollen den «Wilhelm Tell» spielen.
Sabines Erleichterung über dieses Angebot währt nicht lange. Denn unter den Flüchtlingen gibt es dicke Luft. Der Tunesier Elvis will nicht mitspielen. Trotzig bleibt er im Proberaum und provoziert den Äthiopier Abebe solange mit sexistischen Sprüchen über dessen Frau Eden, bis sie sich prügeln. Der Tell-Darsteller «Punishment» verfällt nach jedem Korb in der Disco in eine Kurzdepression - die Einsamkeit macht ihm zu schaffen. Die Mutter von Walterli landet nach einem abschlägigen Asylbescheid in der Psychiatrie. Und eine zarte Romanze zwischen zwei jungen Mitgliedern im Cast bringt zusätzliche Unruhe in die Probenarbeit.
Doch wider Erwarten rauft sich die heterogene Schar zusammen. Auch Sabine wächst an den Herausforderungen. Sie erhält Unterstützung von ihrem Götti, ein ehemaliger Profischauspieler.
Trotz negativer Medienberichte und der Skepsis ihres Umfeldes gelingt es Sabine, für die Premiere «ihres» aussergewöhnlichen Tells das altehrwürdige Theater Uri in Altdorf zu mieten. Erst die knallharte politische Realität droht die Inszenierung zum Scheitern zu bringen.
Die bittersüsse Komödie von Peter Luisi gewann 2014 in Locarno den Publikumspreis und lief an mehr als 36 internationalen Festivals.

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