Schwarze Haut - deutscher Pass

Schwarze Haut - deutscher Pass

Sie sind stolz, Deutsche zu sein, kommen aber aus Afrika. Durch die Flüchtlingswelle verändert sich die Stimmung gegenüber "Fremden". Was macht das mit Menschen, die hier leben?

Esi aus Ghana, Ewane aus Kamerun und Emiliano aus Mosambik: Menschen mit schwarzer Hautfarbe und deutschem Pass. "37°" begleitet sie in dem Spannungsfeld zwischen Integration, Vorurteilen und realen Problemen, ausgelöst durch die politischen Veränderungen.

Ewane aus Kamerun lebt in der Lüneburger Heide und will Polizist werden, die Zuckerbäckerin Esi aus Ghana ist im Schwabenland zu Hause, Krankenpfleger Emiliano baut Gemüse im Schrebergarten in Dresden an. Sie sind Menschen mit afrikanischer Herkunft, die "deutsche" Werte verinnerlicht haben, die die hiesige Kultur schätzen und ein Stück "dankbar" sind, in Deutschland zu leben. Insofern können sie zwar als positive Beispiele von Integration gelten, aber sie leben keineswegs in einem konfliktfreien Raum.

Gerade durch die aktuelle Diskussion über die "Flüchtlingskrise" und die deutsche Leitkultur werden sie umso mehr herausgefordert, sich mit den Problemen auseinanderzusetzen, die die Migrationswelle mit sich bringt, etwa die Ereignisse der Kölner Silvesternacht. Wie erleben schwarze Mitbürger, die Deutschland als ihre Heimat betrachten und sich für die Kultur und die Möglichkeiten, die ihnen das Land bietet, einsetzen, die Veränderungen?

"Ich bin stolz, Deutscher zu sein, stolz auf dieses Land", sagt Ewane (28). Er wurde in Kamerun geboren, seine Mutter starb bei der Geburt, ein deutscher Arzt hat ihn adoptiert. Sein Vater prägte ihn sehr mit seinen Wertvorstellungen: mit Offenheit, positiven Gedanken und dem Wunsch, etwas Sinnstiftendes zu tun. Die Kindheit war für Ewane trotzdem schwer. Nach dem Tod des Vaters wuchs er bei seiner Tante in einem Brennpunktviertel in Hamburg auf. Gewalt und Mobbing gehörten zur Tagesordnung. Ewane flüchtete sich in die Musik, wurde Rapper. Doch seine Botschaften sind nicht Gewalt und Crime, sondern Optimismus und eine tolerante, positive Gesellschaft. Dafür setzt Ewane sich ein: Er gibt Kurse zur Gewaltprävention, außerdem hat er eine Ausbildung als Polizist angefangen.

Esi J. (51) ist Spezialistin für Spätzle und Maultaschen, und als Zuckerbäckerin versüßt sie zahlreichen Hochzeitspaaren den schönsten Tag. Die gebürtige Ghanaerin kam der Liebe wegen vor knapp 20 Jahren hierher. Ihr Mann Martin war Lehrer in Ghana, sie machte ihm den Haushalt. Der Altersunterschied von 26 Jahren ist kein Hindernis, sie sind heute noch ein glückliches Paar. Wenn Esi im schwäbisch-beschaulichen Schorndorf über den Markt geht, bleibt sie ständig stehen, um jemanden zu begrüßen. Auch als Gemeinderätin ist sie anerkannt. "Ich bin von Anfang an offen auf die Leute zugegangen, als ich hierher kam. Ich hab viel getan, um mich zu integrieren". Und das erwartet sie auch von den Flüchtlingen, die jetzt verstärkt kommen.

Emiliano stammt ursprünglich aus Mosambik - jetzt baut er in seinem Schrebergarten in Dresden Gemüse an. Streng nach deutscher Vorschrift natürlich. Emiliano kam 1986 als Automechaniker in die DDR, 1990 stand er vor der Alternative: zurück nach Afrika oder sich ein Bleiberecht zu erarbeiten. Durch eine Umschulung zum Krankenpfleger konnte er seinen Aufenthalt in Deutschland retten. Heute arbeitet der 52-Jährige im Schichtdienst im Klinikum Friedrichstadt auf der urologischen Station. Bei den Kollegen ist er beliebt, von den Chefs wird er geachtet. Anders ist es auf der Straße. "Mit Pegida hat sich hier leider einiges geändert, ich fühle mich nicht mehr so wohl wie noch vor zwei Jahren", sagt er." Für ihn gibt es in der Stadt schon "No-go-Areas". Doch Emiliano gibt nicht auf, er hat einen Verein gegründet, der sich Toleranz und Weltoffenheit auf die Fahne geschrieben hat.

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