Schiller und seine Brüder

Schiller und seine Brüder

Filmemacher Andreas Geiger dem schwäbischen Dichter Friedrich Schiller eine skurrile Hommage gewidmet. Er richtet darin seine Kamera auf den heutigen Umgang mit der außergewöhnlichen Persönlichkeit Schillers und seinem universellen Werk, ausgehend von der These, dass der Dichterfürst mit vielen anderen Geistesgrößen aus dem Schwabenland denselben Stammbaum teile. Bereits 1927 stellte der Ahnenforscher Johann Wolfgang Rath fest, dass gut ein Dutzend schwäbische Dichter und Denker miteinander verwandt sind und sich auf eine gemeinsame 'Urmutter' zurückverfolgen lassen. So sind nicht nur Hauff, Uhland und Hegel Vettern von Schiller, die entferntesten Zweige seines Stammbaumes reichen sogar bis zu Filmstar Grace Kelly und dem früheren Bundespräsidenten Richard von Weizsäcker. Bei so viel Prominenz liegt die Frage nach der Existenz eines gemeinsamen Dichter-Gens nahe. Schiller-Nachfahren, Namensvettern, Professoren, Archivare und Genetiker werden befragt, um eine Antwort zu finden. Dabei landet Geiger auch bei der Erkenntnis, dass es für Schiller die geistige Verwandtschaft, die Freundschaft im Geiste war, die weit mehr zählte als alle Familienbande. Das mag für echte Nachkommen enttäuschend sein, doch gibt es unter ihnen durchaus fleißige Nachwuchs-Autorinnen, die an die schreibende Tradition des fernen Vorfahren anknüpfen. Auf der Suche nach Schillers Vermächtnis treffen die Zuschauer aber auch auf glühende Schiller-Verehrer, auf Sammler von Memorabilien oder auf eine Ex-Terroristin, die Schillers freigeistige Gedanken in die Realität umsetzen wollte. Sowie auf einen Fotografen, der sich dank Schiller gar mit Götteraugen in den Kosmos blicken sieht. So eröffnet sich dem Zuschauer ein buntes Schiller-Universum, das zeigt, wie lebendig das Vermächtnis des großen schwäbischen Dichters heute noch ist. Der Menschenfreund Schiller wäre wohl gerührt, einen solch sprühenden Gruß aus der Heimat zu seinem Geburtstag zu empfangen.

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