RTL Dokumentation

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Peter Kloeppel besucht Elke von Hassel zuhause an der Flensburger Förde. In Erinnerung an den Unfall führt die Frau das Kamerateam zu der Stelle im Wald, an der ihr Mann, Joachim von Hassel (Sohn des früheren Verteidigungsministers und späteren Bundestagspräsidenten Kai-Uwe von Hassel), am 10. März 1970 mit seinem Kampfjet aufschlug und starb. Sie spricht über das Drama, erzählt, was damals in ihr vor sich ging und schildert, wie sie ihr Leben allein mit zwei kleinen Kindern gemeistert hat. Peter Kloeppel: 'Die meisten Frauen der Starfighter-Piloten waren gerade mal zwischen 20 und 25 Jahre alt, als sie Witwen werden. Plötzlich stehen sie ohne Mann da, es gibt kein regelmäßiges Einkommen. Viele von ihnen haben ein kleines Kind oder sind schwanger, als der Mann ums Leben kommt. Einige versuchen herauszufinden, was genau die Absturzursache war, warum sie ihre Männer verloren haben. Und manche von ihnen wollen auch Einblick bekommen in den Unfallbericht - aber das durften sie nicht. Den hielt die Bundeswehr unter Verschluss.' Elke von Hassel ist damals Ende 20, als ihr Mann mit seinem Starfighter in den Wald stürzt und stirbt. Von dem tragischen Absturz erfährt sie aus dem Radio! 'Man muss sich das auch mal vorstellen: eine der Witwen der Starfighter-Piloten hat uns in einem Vorgespräch erzählt: ´Das Einzige, was sie mir von ihm nach Hause brachten, war sein Ehering. Den hatten sie am Absturzort an einem abgetrennten Finger gefunden`', berichtet Peter Kloeppel . Er möchte für Elke von Hassel etwas Licht ins Dunkel um den Tod ihres Mannes bringen. Die Witwe hat von der Bundeswehr wenig Konkretes über die genaue Ursache des Absturzes erfahren - bis heute. Dieses Gefühl, gar nichts gesichert zu wissen, lässt sie auch Jahrzehnte danach immer noch nicht los. Peter Kloeppel recherchiert im Militärarchiv in Freiburg die Unfallakten ihres Mannes.

Peter Kloeppel war selber während seiner Bundeswehrzeit bei einem Jagdbombergeschwader mit Starfighter-Maschinen stationiert. Nun begibt er sich auf eine Zeitreise: Er trifft weitere Witwen und Angehörige von tödlich verunglückten Piloten und sucht nach Erklärungen für diese einzigartige Rüstungskatastrophe. In der Dokumentation kommen auch Piloten zu Wort, wie der Flugzeugführer Harry Fisch, der einen Absturz mit dieser 'bemannten Rakete' überlebt hat. Außerdem sprechen die Piloten Rolf Stünkel und Wulf Beeck. Letzterer war beim Absturz von Marineflieger Oberleutnant zur See Joachim von Hassel dabei und erzählt von dem tragischen Unglück. Peter Kloeppel besucht General a. D. Eberhard Eimler, der von 1983 bis 1987 oberster Chef der Luftwaffe war. Eimler erlebte die Starfighterkrise hautnah mit und steht zu den Vorwürfen Rede und Antwort. Wie sehen ehemalige Verantwortliche die Starfighter-Krise heute? Für die meisten Menschen sind die militärpolitischen Vorgänge jener Zeit kaum nachvollziehbar. Wie ist das über viele Jahre eher passive Verhalten der Bevölkerung angesichts der Absturzserie zu verstehen? Peter Kloeppel fährt an die Uni Erlangen. Hier trifft er den Historiker Professor Gregor Schöllgen. Er ordnet die militärischen Entscheidungen in einen historischen Kontext ein. Besonders mutig zeigte sich zur damaligen Zeit Gerlind Lantzberg, Witwe des Starfighterpiloten Manfred Hippel, denn sie wollte den Tod ihres Mannes nicht auf sich beruhen lassen. Sie kontaktierte den auf hohe Schadenersatzprozesse spezialisierten US-Anwalt Melvin Belli. Der Jurist riet der Witwe zu einer Sammelklage gegen den US-Rüstungskonzern und Starfighter-Hersteller Lockheed, - möglichst gemeinsam mit vielen weiteren Witwen. Auch Elke von Hassel beteiligt sich an der Klage. Schließlich musste sich Lockheed in einem historischen Vergleich den engagierten Frauen beugen und zahlte den insgesamt 32 Witwen mit insgesamt sechs Millionen Mark die höchste Entschädigungssumme, die in Deutschland bis dahin jemals ausgezahlt wurde.

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