
Roland Freisler - Hitlers williger Vollstrecker
7. September 1944, 8 Uhr. Im Berliner Kammergericht kommt der Volksgerichtshof zusammen. In einer Einzelzelle im Erdgeschoss wartet der Jurist Carl Goerdeler, angeklagt als einer der Verschwörer des 20. Juli 1944. Der ehemalige Oberbürgermeister von Leipzig kauert auf einer Holzbank, er ist mager, auf dem Handrücken und am Unterarm sind Blutergüsse - die Gestapo hat ihn vernommen. Zwei Stockwerke über Goerdelers Zelle wartet Dr. Roland Freisler in seinem Büro auf den Prozessbeginn. Wie immer hat sich der Präsident des Volksgerichts akribisch vorbereitet. "Der Freisler wird das richten", hat Adolf Hitler gesagt und dafür gesorgt, dass die Männer und Frauen des 20. Juli 1944 von seinem Lieblingsrichter verurteilt werden.
Wer war Roland Freisler? Was trieb ihn an? Der Psychologe Andreas Steiner hat sich jahrelang mit der Psychologie des Dritten Reiches auseinandergesetzt. Für "Geschichte Mitteldeutschlands" erstellt er erstmals ein Profil des berüchtigtsten Juristen Hitler-Deutschlands. Dafür analysiert er unter anderem die wenigen bekannten Filmaufnahmen von Roland Freisler: "Verräter vor dem Volksgericht" heißt der Film, den Joseph Goebbels vom Prozess über die Attentäter des 20. Juli anfertigen ließ. Das Filmdokument zeigt das gnadenlose Tribunal gegen die Verschwörer und erlaubt einen einzigartigen Blick in die Seele des Richters Roland Freisler.
Die Dokumentation zeigt einen Mann, der nach seinem mörderischen Arbeitstag zum Familienmenschen wurde und seine zwei Söhne ins Bett brachte. Der Film zeigt aber auch einen Angeklagten, der für seine Überzeugungen den Tod in Kauf nahm und seinem Richter mit Würde entgegentrat: Carl Goerdeler.