
rec.: Angst vor dem Scheitern - Was, wenn ich versage?

Sales Kistler stand vor dem Abschluss seiner Ausbildung zum Sekundarlehrer. Doch je näher das Ziel rückte, desto mehr verspürte er den Leistungsdruck. «Ich konnte nicht mehr schlafen, ich zitterte immerzu», erzählt er. Er hatte solche Angst zu versagen, dass er zum Alkohol griff - erst ein Bier am Abend, dann immer mehr: «Es war eine Abwärtsspirale. Ich musste das Studium abbrechen.» Heute, sechs Jahre später, macht Sales eine Lehre als Schreiner in einer geschützten Werkstatt und steht vor der ersten grossen Prüfung seit seinem Zusammenbruch.
Auch Rebekka Sommerhalder kennt das Scheitern. 2020 eröffnete sie eine zweite Filiale ihres Modegeschäfts. Ein Herzensprojekt, das jedoch nach dreieinhalb Jahren scheiterte. «Es war eine toughe Zeit. Ich lief fast in ein Burnout hinein», sagt die Unternehmerin.
In der Schweiz gehen jährlich Tausende von Unternehmen Konkurs, rund jede vierte Ausbildung wird abgebrochen. Dennoch bleibt Scheitern ein gesellschaftliches Tabu. Die Reportage zeigt, wie ein offener Umgang mit Misserfolgen befreiend wirken kann und dass Rückschläge neue Chancen eröffnen.