Ratlos im Paradies
Sie hatten sich nach der Schule für einen Beruf oder ein Studium entschieden. Jetzt sind sie Ende zwanzig bis Anfang dreißig und haben es inzwischen meist auch versucht, in dem gelernten Beruf zu arbeiten. Manchmal gelang es nicht, damit die täglichen Brötchen zu verdienen, manchmal war klar: Damit werde ich nicht glücklich. Maxi lebt in Halle und ist eigentlich Produktdesignerin. Im Sommer 2013 eröffnet sie mutig ihr eigenes kleines Café und hofft, dass es ein Lieblingsort für viele wird. Irgendwie hat das, was sie studierte, auch mit ihrem Café zu tun, meint sie schmunzelnd. Sie designt Räume, Kuchen und Lebensgefühl. Doch der Alltag ist nicht leicht. Wenn das Café nicht jeden Tag eine gewisse Summe an Einnahmen bringt, muss sie es bald wieder schließen. Juliane kellnert in Leipzig Plagwitz. Sie hat Heilpädagogik studiert, arbeitete in verschiedenen Einrichtungen und stellt fest: 'So routiniert wie meine Kollegen will ich niemals werden.' Und für sie war klar: 'Hierarchien sind nichts für mich.' Sie träumt davon, Menschen Gutes zu tun, z.B. indem sie ihnen die Füße massiert. Mit dem Kellnern finanziert sie sich ihre Ausbildung. Raphael aus Dresden hat eigentlich Medientechnik studiert, betreibt aber mittlerweile zwei Comicläden und verkauft Versicherungen. Von letzterem ist besonders die Generation seiner Eltern nicht begeistert, aber er findet es gut. Früher war sein Traum, Rechner zu programmieren. Heute verdient er ordentlich und lernt mittlerweile andere an. Den Zwanzig- bis Dreißigjährigen steht die Welt offen. Ein Leben wie im Paradies, das oft aber auch ratlos macht. Sie können und müssen sich immer wieder neu entscheiden und immer wieder neu darüber nachdenken, wohin der Weg sie führt, was sie eigentlich wollen und wer sie eigentlich sind. Das ist eine große Chance, kann aber auch sehr anstrengend sein.