Rafal Blechacz spielt Chopin

Rafal Blechacz spielt Chopin

Rafal Blechacz gehört zu der Sorte Ausnahmepianisten, die leicht zu übersehen sind. Der gläubige Katholik entzieht sich den Gesetzen der Vermarktung, wo er nur kann. Seine Konzertauftritte sind rar, die gewonnene Zeit verbringt er damit, die Noten zu durchdringen, die er zum Klingen bringen will. Blechacz begreift Musik als ständigen Fluss - jedes Stück hat seine Vor- und Nachgeschichte, musikalisch wie im Leben des Komponisten. Chopins Werk bietet sich besonders an für eine solche Herangehensweise, und so ist es kein Wunder, dass Blechacz' Teilnahme am Internationalen Chopin-Wettbewerb 2005 die Musikwelt zum Staunen brachte. Der junge Pianist überragte die Konkurrenz wie nie zuvor - ein zweiter Preis wurde erst gar nicht vergeben, um den künstlerischen Abstand deutlich zu machen. Das Konzert, das Rafal Blechacz 2009 in der Hamburger Laeiszhalle gab, zeigt einen hochkonzentrierten Pianisten, der sein Publikum durchaus zu verunsichern weiß: Spielt er nun oder nicht, mag sich der ein ode r andere gefragt haben, als Blechacz zwischendrin eine kleine Ewigkeit lang völlig versunken vor dem Piano saß, bis er endlich den ersten Ton anschlug. Religion, Meditation und pianistische Konzentration liegen nah beieinander für den jungen Pianisten, der die kürzeren Stücke Chopins - wie die Mazurken op.17, Ballade Nr.3 As-Dur und andere - mit der gleichen Raffinesse meistert wie die Polonaise-Fantasie As-Dur - ein ehrfurchtgebietendes Stück Musik, das pianistische Steilpartien aufwirft wie die Gipfelketten eines Hochgebirges.

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