Putins Propagandakrieg in Prag
August 1968: Verängstigte Tschechen trauen ihren Augen nicht, als sie mitansehen müssen, wie fremde Truppen ihr Land besetzen. Es ist eine militärische Operation des Kremls mit dem einzigen Ziel, das Land in der sowjetischen Einflusssphäre zu halten. Mit Erfolg, denn in den darauffolgenden 20 Jahren gehörte die CSSR zu den willfährigsten Vasallenstaaten Moskaus. Bis zum Ende der Sowjetherrschaft 1989: Die sogenannte Samtene Revolution bringt Tschechien Unabhängigkeit und Demokratie, verbunden mit dem symbolischen Ziel der "Rückkehr nach Europa". Das Land wird Mitglied der Nato und der Europäischen Union. Doch der Kreml ist darum bemüht, seine verlorene Macht zurückzuerlangen. Nach den Ereignissen in der Ukraine besteht daran inzwischen nur noch wenig Zweifel. Die vom Tschechischen Fernsehen und ARTE koproduzierte Dokumentation untersucht den Charakter des Informationskrieges und den Einfluss gezielter Desinformation in der Tschechischen Republik. Sie geht der Frage nach, wer hinter den "Fake News" steckt, die hauptsächlich über die sozialen Medien und sogenannte Verschwörungs-Websites verbreitet werden. Die Autoren haben zudem versucht zu ermitteln, bis zu welchem Grad die gestreuten Nachrichten, Storys und Emotionen Teil der russischen Propaganda sind und welche Rolle dabei die tschechischen Bürger spielen, die mit den Entwicklungen in ihrem Land seit 1989 zunehmend unzufrieden sind. Die Waffen dieses Informationskrieges sind neue TV-Kanäle, Nachrichten - und Informationsportale im Internet, neue Thinktanks, Printmedien, Lobbygruppen und - strukturen oder auch Trollfarmen, deren bezahlte Mitarbeiter sich mit Beiträgen in Tausenden von Internet-Forumsdiskussionen tummeln. Sie alle verbreiten den russischen Standpunkt und sollen den Lesern Skepsis gegenüber dem Westen und der EU einimpfen. Mit diesem Skeptizismus fügen sie der EU von innen heraus Schaden zu, denn sie wird als ernstzunehmender Konkurrent für Putins Russland geschwächt. In der Dokumentation kommen angesehene Persönlichkeiten aus Tschechien und anderen Ländern zu Wort, die sich näher mit diesem Thema befassen. Der Regisseur Tomas Kudrna und sein Team trugen für diese Dokumentation Material aus der Tschechischen Republik, Großbritannien, den Niederlanden und Russland zusammen.