
Prüfer am Limit
Herbert W. macht einen Job, der wohl nie in den Hitlisten der Traumberufe auftauchen wird, dafür aber oft mit ganz besonderen Herausforderungen aufwartet: Der 57-Jährige ist Fahrscheinprüfer bei den Ludwigshafener Verkehrsbetrieben. 'Dich stech' ich ab, ich weiß wo Du wohnst' - solch massive Bedrohungen setzen ihm heute noch genauso zu, wie zu Anfang seiner Laufbahn vor zwölf Jahren. Stundenlang redet er sich dann zu Hause bei seiner Frau die Ängste von der Seele. Und trotz aller Beschimpfungen mag W. seinen Beruf irgendwie. Vor allem das gemeinsame Unterwegssein in der Straßenbahn mit den Kollegen. Zu viert sind sie unterwegs, neben Oberprüfer W. die vierzigjährige Angela H. und die beiden 'Jungspunde' im Kontrolleurs-Team: Dominique M. und Gianni W., beide 25 Jahre. Der eine kommt aus Mannheim, der andere aus Ludwigshafen. Angela H. ist als gebürtige Sächsin die Exotin im Team. Sie kam der Liebe wegen vor einigen Jahren in die Pfalz und im Rahmen einer Umschulungsmaßnahme vor vier Jahren zu den Fahrscheinprüfern. H. ist freundlich und zurückhaltend, mit Chefprüfer W. ist sie der ruhende Pol der Mannschaft. S. und W. sind da anders, die beiden Schulfreunde sind die Draufgänger im Team. Dass sie seit einigen Monaten in Uniform kontrollieren, gefällt den beiden nicht wirklich. Die älteren Kollegen hingegen schätzen das Mehr an Sicherheit, das ihnen die offiziellen Outfits bringen. Dominique und Gianni würden lieber weiter 'undercover' arbeiten, so sehen sie bessere Chancen, Schwarzfahrer zu erwischen. Angst haben sie selten, nur vor den berüchtigten Nachtfahrten auf der Linie 1 ist allen bis heute mulmig. Besonders am Wochenende kommt es immer wieder zu Übergriffen und im Zweifelsfall lassen sie aggressive Schwarzfahrer dann auch laufen. Niemand soll für ein erhöhtes Beförderungsgeld sein Leben riskieren, das ist eine der ersten Lektionen, die Herbert W. jedem seiner jungen Kollegen immer wieder mit auf den Weg gibt.