Play Your Own Thing

Play Your Own Thing

Die Geschichte des europäischen Jazz beginnt im Paris der Nachkriegszeit, in den Cafés des Künstlerviertels Saint German des Prés: Hier versammelten sich europäische Künstler und Intellektuelle auf der Höhe des Zeitgeists. Afroamerikanische Jazz-Musiker waren äußerst willkommen, daheim in Amerika waren sie Außenseiter wie die Boheme in den Pariser Cafés. Jazz war, lange bevor der Rock 'n' Roll kam, die Musik der Stunde und wurde zum akustischen Erkennungszeichen einer freiheitsliebenden Avantgarde. Miles Davis' Musik zu Louis Malles' Film 'Fahrstuhl zum Schafott' zeigte die fruchtbare Verbindung afroamerikanischer und europäischer Kultur. Und tatsächlich: In zahlreichen Ländern Europas hatten Musiker die Botschaft von Freiheit und Individualität längst aufgenommen und entwickelten sie weiter. 'Play Your Own Thing!' zeichnet das differenzierte Bild einer Musikgattung, die in Spanien anders als in Polen klingt, in Norwegen anders als in Italien. Sie ist geprägt von der Geistesgeschichte, der Mentalität, der Politik, aber auch von der Folklore - ein Triumph der Individualität, ein eigenes Ding. Die Geschichte des europäischen Jazz ist nicht viel kürzer als die des amerikanischen Jazz, seine Bandbreite sogar größer. In Osteuropa blieb der Jazz ein gegen alle staatliche Repression praktiziertes Symbol der Freiheit. So weist die Entwicklung des Jazz in der DDR erstaunliche Gemeinsamkeiten auf mit dem Jazz in Westdeutschland. Schließlich verstand man sich hüben wie drüben als Kämpfer gegen das Establishment. In Collagetechnik verknüpft 'Play Your Own Thing!' zahllose bunte Farbtupfer zu einem umfassenden Bild des europäischen Jazz und seiner Emanzipation von den USA. Dies tut der Film stets musikalisch, visuell, sinnlich, nie aber theoretisch: über die Musik, historische Filmausschnitte, erstaunliche Bekenntnisse und anrührende Geschichten macht er die schillernde Geschichte des Jazz in Europa unmittelbar erfahrbar.

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