PJ Harvey auf dem Festival Nuits de Fourvière

PJ Harvey auf dem Festival Nuits de Fourvière

"Manche Leute haben Angst, ihren Komfort aufzugeben" - für die Alternativrock-Sängerin Polly Jean Harvey "ist allein der Gedanke an Sicherheit eine Horrorvorstellung". Seit der ersten Schockwelle ihres Debütalbums "Dry" (1992) erfindet sich die Engländerin immer wieder neu. Ihre rückhaltlose Bereitschaft zur Selbsterneuerung ist auch der schottischen Band Franz Ferdinand eindrücklich in Erinnerung geblieben. Als noch ganz junge Spunde begleiteten sie PJ Harvey 2004 als Opening Act im antiken Theater von Fourvière.
Jedes Projekt bietet für die Künstlerin eine Gelegenheit, alte Gewohnheiten über Bord zu werfen und neue Inspirationsprozesse in Gang zu setzen. Ihr sehr persönliches kreatives Ringen wird dadurch letztlich auch zum Politikum - geht es doch dabei um Vielfalt.
Fünf Jahre nach "Let England Shake" (2011), einer zähnefletschenden und zugleich poetischen Auseinandersetzung mit der kriegerischen Historie Englands, legt sie nun mit dem Album "The Hope Six Demolition Project" nach, in dem sie ihre Reisen in den Kosovo, nach Afghanistan und Washington vertont.
Während einer Ausstellung im Somerset House in London konnte das Publikum der Künstlerin einen Monat lang bei den Studioaufnahmen über die Schulter schauen. In Fourvière erschafft die Sängerin mit Minimalaufwand großen Raum für ihre Kunst, die einen schnörkellosen, unmittelbaren Rock zum atmosphärischen Hintergrund für ausgefeilte Texte macht und den kompromisslosen Drang nach Freiheit immer wieder neu umsetzt.

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