Petite Messe solennelle - Ballett am Rhein tanzt Rossini

Petite Messe solennelle - Ballett am Rhein tanzt Rossini

In Bewegung bleiben, Stillstand vermeiden - mit diesem Credo bringt Choreograf Martin Schläpfer mit jeder neuen Premiere frischen Wind in die Tanzlandschaft.

Sein Ballett am Rhein zählt zu den angesagtesten Ensembles weltweit. Für den Sommer 2017 kreiert Schläpfer ein Tanzstück auf Musik von Rossini: die Petite Messe solennelle. 1864 schrieb Rossini dieses Alterswerk und stellte ihm das Understatement "klein" voran.

Dass man von einem Unterhaltungsprofi und Bonvivant wie Rossini keine reine Sakralmusik erwarten darf, ist klar. Tatsächlich ist die Petite Messe solennelle ein Werk von unglaublicher Intensität, eine Komposition, die zutiefst Religiöses, mondäne Tanzmusik-Anklänge, Tiefgründigkeit, Opernhaftes und pure Lebenslust südlichen Couleurs miteinander verbindet.

Damit spiegelt dieses Werk - das sich vom traditionellen Charakter der Messe distanziert - auch die verwirrende Vielschichtigkeit von Glaubensfragen im 19. Jahrhundert, mit der sich Rossini auseinandergesetzt hat.

Martin Schläpfer nutzt die Komplexität der Messe als assoziatives Sprungbrett für eine Choreografie der Gegensätze, die unter die Haut geht. Über eine "Vertanzung" der kleinen Messe denkt Martin Schläpfer schon lange nach. "Das Werk ist voller Gefahren, aber auch von einer solchen Schönheit, dass es einen einfach mitnimmt", so Martin Schläpfer. "Es ist geistliche Hausmusik, zu der man beten und gläubig sein, aber auch Kuchen, Brot und wohlriechende Würste essen, flirten und sich unterhalten darf."

Seine Umsetzung des sakralen Werks mit seinem 45-köpfigen Ballettensemble bildet daher neben zutiefst Menschlichem, Lebensfreude, Komödiantisches, Poesie und die menschliche Existenz in seiner ganzen Widersprüchlichkeit und Farbigkeit ab. Schließlich zeichnen das Hinterfragen und die Sensibilität für die großen Themen unserer Zeit Schläpfer-Ballette aus.

Bewertung

0,0   0 Stimmen