Peiniger in weißen Kitteln - Im Auftrag des Politbüros

Peiniger in weißen Kitteln - Im Auftrag des Politbüros

Hinter verschlossenen Türen erlebten in der Poliklinik Mitte in Halle Frauen zu DDR-Zeiten ein unvorstellbares Martyrium. Im Namen des Sozialismus wurden sie wochenlang misshandelt und gedemütigt, diszipliniert, wie es offiziell hieß. Erst jetzt, mehr als 30 Jahre später, kommen die Fakten dank neuer Forschungen ans Licht.

Seit den frühen 1960er-Jahren konnten Frauen auf Basis des DDR-Gesetzbuches bei Verdacht auf Geschlechtskrankheiten in Krankenhäuser zwangseingewiesen werden. Im Volksmund wurden diese geschlossenen Venerologischen Abteilungen "Tripperburgen" genannt. Mädchen und Frauen im Alter zwischen 12 und 72 Jahren wurden hier durchschnittlich vier bis acht Wochen gegen ihren Willen und ohne Aufklärung festgehalten und misshandelt.

Brutale gynäkologische Untersuchungen, fragwürdige medikamentöse Behandlung, Schlafentzug und andere Arten der physischen und psychischen Folter waren an der Tagesordnung. Und nur ein kleiner Teil der Frauen hatte wirklich Geschlechtskrankheiten. 70 Prozent der Zwangseingewiesenen waren gesund, wie neue Forschungen ergaben. Sie wurden nur eingewiesen, weil sie angeblich einen asozialen Lebenswandel führten. Mehr als zwei Jahrzehnte dauerte das hierarchische Terrorsystem mit sozialistischem Erziehungsauftrag in der Poliklinik Mitte in Halle. Auswirkungen haben diese Erlebnisse für viele Frauen bis heute.

Das Thema sorgt mittlerweile für Aufsehen weit über Halle hinaus. War Halle ein Einzelfall oder fand dieser Missbrauch im großen Stil statt? Wurde hier die Medizin instrumentalisiert, um Menschen zu disziplinieren? Wie geht die Politik heute mit diesen Schicksalen um?

Die Reportage begleitet betroffene Frauen dabei, wie sie zum ersten Mal ihr Schweigen brechen und erzählen, wie sie bis heute mit diesem dunklen Kapitel DDR-Geschichte kämpfen.

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