Paris, 1907

Paris, 1907

Paris im Jahr 1907: Autos rattern durch die Straßen, erste Motorflugzeuge werden entwickelt, das Kino erfreut sich zunehmender Beliebtheit. Kaum eine Epoche erlebt in so kurzer Zeit derart viele einschneidende Veränderungen wie die Belle Epoque. Doch es sind auch Jahre des sozialen Unmuts. Die Arbeiter, vom Bürgertum zugleich verachtet und gefürchtet, protestieren gewaltsam gegen ihre niedrigen Löhne. Zugleich wächst die Gefahr eines deutsch-französischen Konflikts. In dieser spannungsgeladenen Zeit verschließt sich auch die Kunst nicht den Umwälzungen und Hoffnungen des beginnenden Jahrhunderts. In dieser Situation präsentiert der 25-jährige Maler Pablo Picasso, der in einer Pariser Künstlerkolonie auf dem Montmartre das Leben eines Bohemien führt, sein Gemälde 'Demoiselles d'Avignon' Mit dieser kühnen und gelungenen Revolution, wie es in der Kunstgeschichte nur wenige gibt, läutet er das Ende einer Ära ein. Das Gemälde zeigt fünf nackte Prostituierte. Eine von ihnen schiebt einen Vorhang zur Seite und lädt den Betrachter ein, ihr zu folgen. Ein Bild voller Winkel, Kanten und Brüche. Später erzählt Picasso von einem entscheidenden Besuch des Völkerkundemuseums am Pariser Trocadero im Juni 1907, bei dem er afrikanische Masken betrachtete: 'Die Masken waren keine Skulpturen wie andere auch. Keineswegs. Sie waren etwas Magisches, Mittler zwischen den Welten, die alles Feindliche, zum Beispiel unbekannte, bedrohliche Geister abwenden sollten. Auch ich stehe gegen das Unbekannte, das Feindliche! (...) Ich begriff, wozu die Masken dienten. Es waren Waffen. Um den Menschen zu helfen, nicht länger den Geistern unterworfen zu sein, um unabhängig zu werden. Ich begriff, warum ich Maler war. (...) An jenem Tag muss mir die Idee zu den ‚Demoiselles d'Avignon' gekommen sein, aber nicht wegen der Formen, sondern weil es mein erstes Beschwörungsbild war!

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