Papicha
Algerien in den 1990er-Jahren. Es herrscht Bürgerkrieg, doch die 18-jährige Nedjma lässt sich durch die schwierigen gesellschaftlichen Umstände nicht davon abhalten, ihren Traum weiter zu träumen: Sie will Modedesignerin werden. Mit ihrer Freundin Wassila (Shirine Boutella) schleicht sie sich abends zwischen den Zäunen der Universität hindurch und verkauft ihre Kleider in Nachtclubs an junge Algerierinnen. Mit ihrer Mode, die den Körper zeigt und verschönert, inszeniert sie damit eine Art des Widerstandes gegen die rückschrittlichen Forderungen und setzt sich über die neuen Normen hinweg, die von den Frauen das Tragen eines Hidschabs verlangen.
Als Nedjma beschliesst eine Modenschau auf die Beine zu stellen, obwohl die radikalen Kräfte im Land das eigentlich verbieten, muss sie mit den Konsequenzen ihres Entscheids leben.
«Papicha» ist inspiriert von den eigenen Erfahrungen der Regisseurin Mounia Meddour, die in Algerien aufwuchs und dort ihre Schulzeit absolvierte, bevor sie mit ihrer Familie nach Frankreich auswanderte, als ihr Vater, ein Filmemacher, vom Regime bedroht wurde. Der so genannte «algerischen Bürgerkrieg» oder die «schwarze Dekade» bezeichnet den von 1991 bis 1999 andauernde Konflikt zwischen der algerischen Regierung und verschiedenen islamistischen Gruppierungen. Er forderte über 150'000 Tote und eine Million Vertriebene.
Im feinfühligen Coming-of-Age-Drama, das mit tollen jungen Schauspielerinnen und Schauspielern glänzt, geht es nicht nur um die Selbstfindung einer jungen Frau, sondern auch um das gesellschaftliche Klima der Unterdrückung. «Papicha» hatte seine Premiere am Filmfestival in Cannes 2019 in der Sektion «Un certain regard», wo er gute Kritiken und viel Lob erhielt. Er wurde für die junge Generation Algeriens zum Symbol für ihren Wunsch nach Meinungsfreiheit. Der Film wurde von den Produzenten für den Oscar als bester internationalen Film ins Rennen geschickt, doch die Nomination musste wieder zurückgezogen werden, als der Kinostart in Algerien verboten wurde.
«Delikatessen» zeigt «Papicha» in der arabisch-französischen Originalversion mit deutschen Untertiteln.