Panzer in der Goldenen Stadt

Panzer in der Goldenen Stadt

In der Nacht vom 20. auf den 21. August 1968 besetzte eine halbe Million Soldaten aus den sozialistischen Nachbarländern den 'Bruderstaat' Tschechoslowakei. Ausgerechnet die Sowjetarmee, die den Tschechen und Slowaken seit 1945 als Befreier vom Hitlerfaschismus galt, kam als Besatzer ins Land und beendete einen Traum. Denn im Frühjahr 1968, das dem Panzereinmarsch vorausging, wehte ein kurzer Hauch der Freiheit durchs Land und weckte Hoffnungen in ganz Europa. Mit dem sogenannten Prager Frühling war ein 'Sozialismus mit menschlichem Gesicht' geboren worden, Ausdruck für die Bemühungen der kommunistischen Partei der Tschechoslowakei, ein Liberalisierungs- und Demokratisierungsprogramm durchzusetzen. Die militärische Invasion beendete diese Bestrebungen. Sie geschah auf Druck der sowjetischen Generalität, angestachelt von DDR-Staatschef Walter Ulbricht. Politisch sollte sie sich als Fehlleistung erweisen, militärisch aber war sie ein Erfolg, denn sie ermöglichte der Sowjetunion, Atomwaffen auf dem Gebiet Westböhmens zu stationieren. Der Invasion folgten die Jahre der 'Normalisierung', die Renaissance der alten Diktatur, eine bleierne Zeit der Berufsverbote, Schreibverbote, Studienverbote, Organisationsverbote. Und es gab manch ungeklärte Unfalltodesfälle. Der Dokumentarfilm erinnert an die Tragödie im Herzen Europas. Ins Zentrum seiner Betrachtungen rückt Filmemacher Peter Heller die damaligen Ereignisse vor dem Gebäude des Hörfunks auf dem Prager Wenzelsplatz. Der Prager Rundfunk spielte eine zentrale Rolle, denn hier artikulierte sich der Widerstand gegen die Panzer. Jiri Dienstbier, damals Redakteur, hatte den Widerstand organisiert. 20 Jahre später wurde er Václav Havels Außenminister. Fernsehansagerin Kamila Moucková moderierte damals mit russischen Maschinenpistolen im Nacken weiter. Aufgrund dieser heroischen Tat musste sie sich später 20 Jahre lang als Putzfrau durchschlagen. Der Fotograf Josef Ráz wurde zum Chronisten der schicksalsträchtigen Augustwoche. Er dokumentierte das blutige Geschehen vor dem Prager Rundfunk.

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