Palestrina oder: Die Befreiung der Musik

Palestrina oder: Die Befreiung der Musik

Es war wohl der Schock der Erkenntnis, der Palestrina letztlich zu dem epochalen Künstler machte, als der er heute gilt. Schon früh, mit 30 Jahren, schien er auf dem Gipfel seiner Karriere: Papst Giulio III hatte ihn zum 'cantore ponteficio' auf Lebensdauer ernannt, dem höchsten Amt, das ein Musiker in Rom erreichen konnte. Doch Machtspiele und Intrigen führten zur Aberkennung des Titels. Palestrina musste erfahren, dass der Klerus nicht an seiner Kunst interessiert war, sondern ihn schlicht als Spielball politischer Interessen benutzt hatte. Die Geschehnisse provozierten eine künstlerische Gegenreaktion: In wenigen Jahren entwickelte Palestrina einen neuen Kompositionsstil, der ihn schließlich unsterblich machte und der ihn für die Kirche unentbehrlich werden ließ. Nicht wenige Kenner sind heute der Auffassung, dass die Musik Palestrinas die stärkste Waffe der Gegenreformation war. Die neuen Klänge, die auf bisher ungehörte Art kunstvolle, polyphone Komposition und Textverständlichkeit zusammenbrachten, lockten die Leute in Scharen wieder in die Katholische Kirche. Es war der Beweis dafür, dass Musik die Menschen tiefer ergreifen kann, als noch so heilige Worte dies vermögen. Der Film nähert sich seinem Thema mit einem gewissen Augenzwinkern: Er beginnt mit dem Tode des Komponisten und begibt sich - zum Zwecke eines Nachrufs - unter die Zeitgenossen Palestrinas. Schauspieler verkörpern Familie, Weggefährten und Gegner des Komponisten. Eine Dokumentation aus dem Herzen der Renaissance, gekrönt durch einen Gastauftritt des italienischen Actionstars Franco Nero: Der Film webt ein dichtes Netz aus Fakten, Vermutungen und der Musik Palestrinas, die eigens für diesen Film neu interpretiert wurde, und zwar vom Ensemble Seicentonovecento unter der Leitung von Flavio Colusso.

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