Österreich II: Die Ära Kreisky 2 - Die Konflikte

Österreich II: Die Ära Kreisky 2 - Die Konflikte

Kreisky gegen Androsch und Wiesenthal, die Atomkraftgegner gegen Kreisky - für Bruno Kreisky werden die Zeiten schwieriger, die erfolgreichen Reformen sind von Krisen und Konflikten begleitet. Diese stehen im Mittelpunkt der 31. Folge der großen Dokumentationsreihe "Österreich II" von Hugo Portisch.

Die Schwierigkeiten beginnen mit einem neuen Nahost-Konflikt im Jahr 1973. Ägypten und Syrien greifen Israel an. Die arabischen Erdölproduzenten nützen den Konflikt zu einem weltweiten Erdölboykott, danach erhöhen sie den Erdölpreis um das Vierfache. Ein schwerer Schlag für die Weltwirtschaft und auch für Österreich. Ein autofreier Tag wird eingeführt, Bezugsscheine für Benzin werden gedruckt, aber nicht mehr ausgegeben, denn für den höheren Preis gibt es genug Benzin. Kreisky zieht aus all dem zwei Konsequenzen: Er entwickelt eine eigene Nahost-Politik, versucht zwischen Palästinensern und Israelis zu vermitteln und gerät dadurch immer wieder in den Konflikt mit der israelischen Regierung. Die durch den Ölschock auch im eigenen Land ausgelöste Wirtschaftskrise bekämpft Kreisky mit einer Beschäftigungspolitik, die mit hohen Staatsschulden erkauft wird. Sein junger Finanzminister, Hannes Androsch zieht in der ersten Phase dieser Politik mit, schaltet aber gleichzeitig auf Hartwährungskurs. Der Konflikt Kreisky-Androsch bahnt sich an.

In einen weiteren Konflikt gerät Kreisky mit Simon Wiesenthal, als dieser den FPÖ-Vorsitzenden Friedrich Peter einer möglichen Mittäterschaft bei SS-Verbrechen verdächtigt. Kreisky sieht darin den Versuch, einen möglichen Koalitionspartner politisch auszuschalten und reagiert mit heftigen und ungerechtfertigten Angriffen auf Wiesenthal.

Aber es kommt auch zu Konflikten zwischen den Regierenden und den Regierten. Die Bevölkerung nimmt nicht mehr alles hin, was von oben angeordnet wird. In Wien verhindert eine Bürgerinitiative den Bau eines Universitätsinstituts im Sternwartepark und Bürgermeister Felix Slavik erklärt daraufhin seinen Rücktritt. In Graz wird der Bürgermeister abgewählt, nachdem eine Bürgerinitiative seine Pläne ablehnt, eine Autobahn durch einen Grazer Vorort zu bauen. Tausende Jugendliche besetzen in Wien den alten Schlachthof von St. Marx, als dieser abgerissen werden soll. Denn hier hatte sich unter dem Namen "Arena" ein alternatives Kulturleben entfaltet - avantgardistisch, gesellschaftskritisch und bewusst im Gegensatz zur Hochkultur der Wiener Festwochen. Für mehrere Wochen wird die besetzte "Arena" Mittelpunkt einer Alternativkultur, die Zuzug aus ganz Europa erhält. Was die "Arena" bedeutete und wie der Schlachthof schließlich doch abgerissen wurde, ist ein weiteres aufregendes Kapitel in dieser Folge von "Österreich II".

Und ebenfalls in dieser Folge: Eine der stärksten Bürgerinitiativen der Geschichte der 2. Republik zwingt Bruno Kreisky zur Abhaltung einer Volksabstimmung über die Inbetriebnahme des bereits fertiggestellten Atomkraftwerks Zwentendorf. Kreisky verliert die Abstimmung, aber er gewinnt mit noch größerer Mehrheit die nächste Nationalratswahl 1979. Knapp vor dieser Wahl verunglückt der ÖVP-Bundesparteiobmann Karl Schleinzer tödlich - die neuen Männer der ÖVP, Josef Taus und Erhard Busek, können Kreisky nicht entthronen.

"Die Ära Kreisky - 2. Teil: Die Konflikte" zeigt Österreich am Höhepunkt seiner internationalen Anerkennung: Der amerikanische Präsident Jimmy Carter und der sowjetische Staatspräsident Leonid Breschnjew unterzeichnen in Wien das bis dahin weitestgehende Rüstungskontrollabkommen "SALT II". Und zum 25. Jahrestag des Abschlusses des Staatsvertrages - im Jahr 1980 - entsenden die Unterzeichnerstaaten ihre Außenminister zu einer Gedenkfeier ins Schloss Belvedere, während Militärkapellen der früheren Besatzungsmächte auf dem Wiener Rathausplatz mit flotten Märschen die Österreicher daran erinnern, wie es damals war, als die fremden Uniformen überall im Land noch zum Alltagsbild gehörten.

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