Oskar Schlemmer in der Staatsgalerie Stuttgart

Oskar Schlemmer in der Staatsgalerie Stuttgart

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Jetzt ist es endlich soweit: Das Werk des Bauhaus-Künstlers Oskar Schlemmer kann nach fast 40 Jahren wieder umfassend gezeigt werden. Rund 250 Gemälde, Zeichnungen, Aquarelle und Skulpturen präsentiert die Staatsgalerie Stuttgart in einer großen Retrospektive unter dem Titel "Oskar Schlemmer - Visionen einer neuen Welt".

Schon früh hat sich Oskar Schlemmer, Jahrgang 1888, mit der menschlichen Figur und neuen Dimensionen ihrer Darstellung beschäftigt. Es waren unter anderem die Erfahrungen des Ersten Weltkriegs, die den Studenten der Stuttgarter Akademie um neue Lebensformen, Visionen ringen ließen, angeregt durch die Reformbewegung der Nachkriegsjahre. 1920 wird Schlemmer an das Staatliche Bauhaus berufen. In diesem Umfeld kann er sich als universaler Gestalter ausprobieren. Als Maler stiller Figurenräume, als Bildhauer und als Bühnenkünstler. Dort entwickelt er das "Triadische Ballett", das 1922 in Stuttgart uraufgeführt wird. Jetzt hat es das Bayerische Staatsballett wieder auf die Bühne gebracht, nach einer Choreografie aus dem Jahr 1977, inszeniert von Ivan Liska, der damals selbst einer der Tänzer war. In Schlemmers Kostümen, die übrigens zum Bestand der Staatsgalerie zählen, werden die Tänzer zu Figurinen und der Tanz zur reinen Form.

Sensation der Ausstellung wird eine Leihgabe des Museums of Modern Art in New York sein: die berühmte Bauhaustreppe. Für Schlemmer war es "vielleicht mein bestes Bild". Vielleicht auch sein tragischstes. Denn 1933, ein Jahr nach der Entstehung, wird er fristlos aus dem Staatsdienst entlassen - als Vertreter der "entarteten Kunst".

Im Zuge der Ausstellung haben sich viele mit dem Menschen und dem Künstler Schlemmer beschäftigt. Die Expertinnen Karin von Maur und Ina Conzen erzählen, wie aus den lichten Schaffensjahren dunkle wurden, Janine Schlemmer erinnert an den Großvater, Papierrestauratorinnen arbeiten am Folkwang-Zyklus, die Bilder selbst haben Reisegeschichten im Gepäck, und der Künstler scheint in Tagebüchern und Briefwechseln auf. Am Ende wird ein vielschichtiges Bild stehen. Eines, das weiterhin Rätsel aufgibt und das Geheimnis seiner Vision nicht vollständig preisgibt.

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