Oblomow

Oblomow

Der französische Schauspieler Guillaume Gallienne verkörperte den Oblomow in Volodia Serres gleichnamiger Inszenierung an der Pariser Comédie-Française über einhundert Mal. Nun bringt er das Stück für ARTE selbst auf die Bühne. Schauplatz der Geschichte ist ein stillgelegtes Kino. Hier frönt der introvertierte russische Gutsbesitzer Iljia Iljitsch Oblomow dem Müßiggang. Den Mittelpunkt seines trägen Lebens bildet ein abgenutztes Samtsofa, auf dem Oblomow im Morgenmantel den Großteil seiner Zeit mit Schlafen und Träumen verbringt. Doch schon bald ist es mit seiner Ruhe vorbei, denn der Kinobesitzer will, dass er auszieht. Auch die Rückkehr seines Jugendfreundes Stolz bringt Oblomows Leben durcheinander. Stolz ist das genaue Gegenteil des Adligen. Der nie zur Ruhe kommende Unternehmer verkörpert den neuen Menschentypus, während Oblomow für das alte Russland des ausgehenden 19. Jahrhunderts steht: auf der einen Seite der hyperaktive Macher, auf der anderen der faule Parasit. Schließlich verliebt sich Oblomow in Olga, die ihn mit ihrer Casta-Diva-Interpretation aus Bellinis "Norma" bezaubert. Doch ist Oblomow überhaupt fähig, sein Leben mit jemandem zu teilen und seine Lethargie zu überwinden? Wird er es wagen zu lieben? Die Figur des Oblomow bietet viel Identifikationspotenzial, denn wer hat nicht schon erlebt, dass Begeisterung und Euphorie in Trägheit umschlagen und Wehmut oder gar Verzweiflung weichen. Mit Schauspielern der Comédie-Française inszeniert Guillaume Gallienne "Oblomow" als ein metaphysisches Kammerspiel, das sich vor dem Hintergrund der russischen Geschichte und Filmkunst sensibel in die Seelenqualen und Kümmernisse seiner Protagonisten einfühlt.

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