NRW tischt auf! - Von der Steckrübe zum Toast Hawaii

NRW tischt auf! - Von der Steckrübe zum Toast Hawaii

Heute ist Essen überall verfügbar: Die Supermarktregale biegen sich, wir essen selbst im Gehen und Fernsehköche sind gefeierte Stars. Wer aber bis in die 1950er Jahre etwas auf den Teller bringen wollte, trat in NRW schlicht gegen Hunger und Mangel an. Die wenigen Zutaten kamen aus dem Stall und vom Acker: Kartoffeln, Eier, Speck und Schinken. Es waren Gerichte für Menschen, die viel und hart arbeiten mussten. Heute sind die traditionellen Rezepte aus Nordrhein-Westfalen wieder en vogue - ob Potthast, Potthucke oder Puckert. 'NRW tischt auf!' ist eine kulinarische Zeitreise in zwei Teilen. Hausfrauen und Feinschmecker aus verschiedenen Regionen und Generationen entdecken ihre Lieblingsgerichte wieder und lassen mit historischen Filmaufnahmen persönliche Erlebnisse lebendig werden: Warum ist die Steckrübe so verhasst und seit wann krabbeln Käse- und Mettigel über kalte Buffets? Die Profiköche Martina Kömpel und Björn Freitag zeigen, wie sie Mamas Gerichte mit dem Gedanken der 'Resteverwertung' neu interpretieren: In den 'Armen Rittern' landet das alte Brot, in der 'Westfälische Blindhuhnsuppe' fühlen sich Gemüse- und Wurstreste wohl.
Von der Steckrübe zum Toast Hawaii Die traditionellen Gerichte der Nordrhein-Westfalen waren schon immer einfach - und sollten vor allem satt machen. Nach dem Zweiten Weltkrieg war man über alles froh, auf das man nicht nur beißen konnte, sondern das auch noch den Magen füllte. Improvisation - aus dem Wenigen, was man hatte, noch etwas zaubern - hieß das Motto der Stunde. Und wer eine Zwiebel zur Steckrübe ergattert hatte, war ein König. Verzweifelte Städter drängten sich in überfüllte Hamster-Züge, die ins Bergische, ins Sauerland, in die Eifel oder ins Münsterland fuhren, um dort ihr Hab und Gut gegen Lebensmittel einzutauschen. Bis heute können die, die den Hunger erlebt haben, nichts wegschmeißen. In den 50er und 60er Jahren kam Abwechslung ins Essen. Nach Krieg und Hungerjahren folgte das Wir-sind-wieder-wer-und-zeigen-es-auch. Fette Jahre mit fettem Essen. Zudem brachten Arbeitskräfte aus Italien, Spanien, Jugoslawien und Japan ihre Küche mit in die nordrhein-westfälischen Industriezentren. 'Wat der Bauer nich kennt, dat fritt er nich', sagten die Landbewohner, aber die Städter langten zu und lernten völlig neue Geschmacksrichtungen kennen: Pizza, Pasta und Paella statt Potthast und Puckert. Allein in Düsseldorf konnte man sich auf kulinarische Weltreise begeben - so viele internationale Restaurants gab es. Neben der schweren Kost, die von der Hausfrau persönlich zubereitet wurde, entwickelte sich in den 60er Jahren die schnelle Küche: Fertiggerichte. Essen aus der Dose und Tiefkühlgerichte sollten der Frau im Hause die Arbeit erleichtern. Denn mit der Emanzipation der Frau verließen die Mütter den Herd und wurden berufstätig. Trotzdem hatte sie das Essen auf den Tisch zu bringen - und überraschte die Familie mit exotischen Kreationen wie dem Toast Hawaii.

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