NRW tischt auf! - Von der Currywurst zum Tofu-Burger

NRW tischt auf! - Von der Currywurst zum Tofu-Burger

Es ist die zweitwichtigste Sache der Welt. Essen! Bis in die 1950er Jahre trat man in Nordrhein-Westfalen oft gegen Hunger und Mangel an. Die wenigen Zutaten kamen aus dem Stall und vom Acker: Kartoffeln, Eier, Speck und Schinken. Es waren Gerichte für Menschen, die viel und hart arbeiten mussten. Heute sind die traditionellen Rezepte aus der Region wieder en vogue - ob Potthast, Potthucke oder Puckert. 'NRW tischt auf!' ist eine kulinarische Zeitreise in zwei Teilen. Hausfrauen und Feinschmecker aus verschiedenen Regionen und Generationen lassen mit historischen Filmaufnahmen ihre persönlichen Erlebnisse lebendig werden: Wie schmeckte die erste Currywurst? Machte Tofu aus Siegburg glücklich? Und: Warum erfahren Stielmus und Steckrübe jetzt wieder ein Revival?- Von der Currywurst zum Tofu-Burger In den 1970er Jahren nimmt das Essen Fahrt auf: Es wird nicht nur schnell gekocht, sondern auch schnell gegessen. Mit der neuen Imbiss- und Fastfood-Kultur ist das Essen permanent verfügbar. Im Ruhrgebiet erlangt 'Curry Heini' dank seiner legendären Currysauce Kultstatus, und in Köln eröffnete der erste Mc Donald's. Aber alles, was an Pfunden drauf kommt, muss auch wieder runter. Anfang der 70er schwappt die Trimmwelle auch nach NRW. Knappe Mode, kurze Röcke verlangen nach sportlichen Körpern, doch nur 16% der Deutschen treiben regelmäßig Sport. In Münster eröffnet der erste deutsche 'Trimmpfad' und die Zeitschriften überschlagen sich mit Diätvorschlägen. Die Gegenbewegung zum Fastfood lässt sich nicht lange auf sich warten: Zurück aufs Land heißt die Devise, möglichst naturbelassen soll das Essen nun sein. Spätestens als die ersten Lebensmittelskandale wie BSE und Hühnergrippe auftauchen, gerät Essen und insbesondere das Fleisch unter Generalverdacht. Die Menschen denken darüber nach, was sie essen können und was besser nicht. In Siegburg startet Bernd Drohsin seine Karriere vom Punk zu Deutschlands größtem Tofuproduzenten. Mit jedem BSE-Rind, Gammelfleischdöner und Lasagnepferd bekommt er mehr Kunden. 4000 Tonnen produziert er inzwischen pro Jahr. Essen ist nun eine Kopfsache - zumindest für den, der es sich leisten kann: Bioprodukte, fair gehandelter Kaffee, Slowfood, regionales Gemüse ohne Transportwege? Jeder Einkauf stellt den Konsumenten vor Entscheidungen. Essen hat auf einmal auch mit Moral zu tun. Die Sehnsucht nach dem Ursprünglichen führt die Nordrhein-Westfalen inzwischen zurück in die Region. Eigenes Gemüse im Schrebergarten oder auf dem Mietacker anbauen - das ist bei jungen Leuten wieder im Trend. Münsteraner Landfrauen erobern die Medien. Und Omas Rezeptbücher sind die letzten Zeugnisse einer vermeintlich guten alten Welt. Heute, knapp 70 Jahre nach Kriegsende, landet Fleisch wieder seltener auf den Tellern und sogar die Steckrübe feiert ihr Revival. Einfache klassische Gerichte wie bei Muttern sind gefragt. Ein Rollback zur regionalen Küche. Nach Jahren der mediterranen, asiatischen, türkischen Küche besinnen sich die Nordrhein-Westfalen auf ihre Pickert, Potthast, Stielmus, Töttchen und Sauerbraten-Küche.

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