Notaufnahme - ein Ort für starke Nerven

Notaufnahme - ein Ort für starke Nerven

Für diese Reportage verbringt ein Filmteam eine Woche in der Notaufnahme des Marienkrankenhauses in Hamburg. Es erlebt mit, wie Pfleger und Ärzte an ihre Grenzen gehen. Es erfährt, wie das Klinikpersonal unter hohem Zeitdruck versucht, dringende von weniger dringenden Fällen zu unterscheiden. Dabei wird ein spezielles System genutzt, das ursprünglich aus der Militärmedizin kommt.

Jeder Patient wird begutachtet und muss, je nach Schwere der Erkrankung, länger oder kürzer auf eine Behandlung warten. Für die Notfallmediziner bleibt das eine Gratwanderung, denn nicht immer sind gefährliche Erkrankungen auf den ersten Blick zu erkennen. Die Patienten verstehen oft nicht, warum gerade sie länger warten müssen als andere. Viele werden ungeduldig, verlieren die Nerven.

Volle Wartezimmer, lange Wartezeiten, überfordertes Krankenhauspersonal: Die Notfallaufnahmen in Deutschland stoßen an ihre Grenzen. Denn immer mehr Menschen wählen den Notruf 112 oder kommen zu Fuß in die Notaufnahme. Wie gehen die Ärzte, Krankenschwestern und Pfleger mit dieser Flut an Patienten um? Wie filtern sie die wirklich dringenden von den Bagatellfällen?

Im Marienkrankenhaus haben sich die Patientenzahlen in den vergangenen zehn Jahren fast verdoppelt, von 28.000 auf mittlerweile 43.000 im Jahr. Dabei ist jeder Dritte laut einer aktuellen Studie kein Fall für die Notaufnahme, sondern könnte sich auch von einem niedergelassenen Arzt behandeln lassen. Die Patienten kommen, weil viele Hausärzte ebenfalls überlastet sind, aus Einsamkeit und weil sie nicht wissen, dass eine Notaufnahme eigentlich echten Notfällen vorbehalten ist.

Für die Pflegedienstleiterin Claudia Pieper hat das hohe Aufkommen an Patienten, Konsequenzen: "Wir können diese Menschen nicht einfach wegschicken", sagt sie. "Wir haben eine Verantwortung und nicht jeder, der gesund aussieht, ist es auch." So bleibt Ärzten und Pflegern nur die Hoffnung, auch in größter Anspannung und unter Zeitnot die richtigen Entscheidungen zu treffen.

Im Hamburger Marienkrankenhaus wurde inzwischen eine medizinische Versorgungspraxis eingerichtet, um dem Ansturm an Patienten gerecht zu werden. Es ist eine Art Hausarztpraxis unter dem Klinikdach. Hier werden all die Patienten behandelt, die keine Notfallversorgung brauchen, sondern wegen Husten, Schnupfen oder einem eingewachsenen Fingernagel in die Klinik kommen. Für Chefarzt Michael Wünning ist das aber nur eine Zwischenlösung: "Für jeden Patienten, den wir hier in der Notaufnahme ambulant versorgen, zahlen wir drauf."

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