
Norddeutsche Dynastien: Robbe & Berking - Silberschmiede an der Förde
In den noblen Häusern der Welt, etwa im Bundeskanzleramt und im Weißen Haus, im Moskauer Kreml oder im Palast des Aga Khan, tafelt man mit Bestecken von Robbe & Berking. Berühmte Hotels und Feinschmeckerrestaurants decken ihre Tische mit Besteck aus der Manufaktur in Flensburg. Handwerkliche Perfektion und kaufmännisches Gespür hat die Silberschmiede zum Weltmarktführer gemacht. Firmenchef Oliver Berking hat die Devise von seinem Urgroßvater übernommen: Andere dürfen billiger sein, besser sein darf niemand. Seine Manufaktur schmiedet schon in fünfter Generation Tafelbestecke aus Silber. Handarbeit ist bei Robbe & Berking Trumpf. Als Nicolaus Robbe 1874 seine kleine Gold- und Silberschmiede in Flensburg eröffnete, trieb ihn die Not dazu. Weil er keine Anstellung fand, versuchte er mit einem Einmannbetrieb, die Familie zu ernähren. Seine Frau half in der Werkstatt mit beim Putzen und Schleifen. Oft reichte das Geld nicht, um Silber für Aufträge zu kaufen. Nach zwanzig Jahren stellte er endlich einen Gesellen ein, das war der Wendepunkt für die kleine Firma. Der junge Goldschmied Robert Berking verliebte sich in Robbes Tochter, wurde zum Schwiegersohn und Teilhaber. Er erklärte die Herstellung von Messer, Gabel und Löffel zum Hauptgeschäft der kleinen Manufaktur. Der Erfolg gab ihm recht: In kurzer Zeit war die Firma Robbe & Berking in der Region gefragter Spezialist für Tafelbesteck. Ein Schicksalsschlag war beinahe das Ende der Silberschmiede: Mit nur 36 Jahren ertrank Robert Berking. Seine Frau Henriette leitete den Handwerksbetrieb, bis die Söhne ihn übernehmen konnten. Ihr Ältester, Theodor, setzte die Familientradition fort. Mit exzellentem Handwerk manövrierte er die Firma durch die Krisen der 1920er-Jahre. 'Nordische Silberschmiede' nannte sich die Manufaktur nach der 'Machtergreifung' der Nazis. Bestecke aus Silber waren im Krieg nicht gefragt, dafür Kriegsverdienstorden aus Aluminium, ein Staatsauftrag. Die Nachkriegszeit überlebte die Firma mit Kunstgewerbe. In den Wirtschaftswunderjahren dann war Silberbesteck das Hochzeitsgeschenk Nummer eins. Die Modelle 'Isabel' und 'Brigitte' waren in Norddeutschland besonders gefragt. Königshäuser und Nobelhotels wurden zu Neukunden, als Robert Berking Junior neue Designs entwarf und die alten Klassiker der Zeit anpasste. Die Formen von Robbe & Berking stachen die Konkurrenz aus. Sein Sohn Oliver war 22 Jahre alt, als er 1985 in die Firma kam. Heute lenkt er das international aufgestellte Unternehmen mit 120 Mitarbeitern. Der Firmenchef vertraut darauf, dass eines seiner sechs Kinder die Silberschmiede einmal in sechster Generation weiterführen wird.