Nichts ist vergeben

Nichts ist vergeben

Die Tage zwischen dem 7. und dem 9. Januar 2015 haben Paris verändert - und nicht nur Paris, sondern ganz Frankreich, vielleicht sogar die gesamte westliche Welt. Die Opfer dieser drei Tage: Karikaturisten und weitere Mitarbeitende der Zeitschrift «Charlie Hebdo», Sicherheitsleute, jüdische Kundinnern und Kunden, die im koscheren Supermarkt einkauften, als dieser überfallen und die Menschen darin als Geiseln genommen wurden.
Die drei Tage haben eine lange Vorgeschichte: Zineb El Rhazoui, eine marokkanische Journalistin und Menschenrechtsaktivistin, ist Teil dieser Geschichte. Als die Dokumentarfilmer begannen, sie mit der Kamera zu begleiten, konnten sie nicht ahnen, in welche Richtung sich diese Arbeit für sie noch entwickeln würde. Der Film der belgischen Filmemacher Vincent Coen und Guillaume Vandenberghe ist zum intimen Porträt einer Frau geworden, die sich nicht unterkriegen lässt in ihrem Kampf für die Freiheit der Gedanken und Meinungen.
Zineb El Rhazoui war eine Wortführerin des Aufbegehrens gegen die religiösen und politischen Machthaber Marokkos. Als der Arabische Frühling zum Herbst und dann zum Winter mutierte, musste sie um ihr Leben fürchten und flüchtete nach Frankreich. Aber ausgerechnet in der vermeintlichen Freiheit geriet sie ins Visier des islamistischen Terrors.
In Paris findet Zineb Arbeit bei der Satirezeitschrift «Charlie Hebdo». Zum ersten Mal in ihrem Leben kann sie frei arbeiten, ohne Angst vor der Zensur. Die Redaktion von «Charlie Hebdo» wird zu ihrer neuen Familie, und mit Eifer stürzt sie sich in die Arbeit an einem Buch über den Propheten Mohammed.
Aber der 7. Januar 2015 ändert alles. Islamistische Attentäter ermorden ihre Kollegen und Freunde. Zineb selber entkommt den Mördern wie durch ein Wunder - sie ist nicht in der Redaktion. Trotz des Schocks, der Wut und der Trauer verstummt Zineb nicht und kämpft nun erst recht gegen den islamischen Fundamentalismus. Und sie wird zu einer der bestbewachten Personen Frankreichs - lebt unter permanentem Polizeischutz. Doch dann wird sie schwanger, und eine neue Frage taucht auf: Wie soll ihr Kind unter diesen Umständen ein normales, glückliches Leben führen können?

«Tout est pardonné» - alles ist vergeben, titelten die überlebenden Macher von «Charlie Hebdo» in ihrer ersten Ausgabe nach dem Attentat.
«Nothing is forgiven», nichts ist vergeben, nennen die belgischen Filmautoren ihren vorliegenden Film.

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