Neustart: Befreit von aller Schuld

Neustart: Befreit von aller Schuld

Manchmal schreibt das Leben die unglaublichsten Geschichten - dies ist eine davon. An einem Spätsommerabend vor 19 Jahren verändert sich das Leben von Danny (45) und Florian (35) auf dramatische Weise. Danny, damals noch Lkw-Fahrer bei einem großen Speditionsunternehmen, kommt von einer Tour aus Norddeutschland. Florian und sein älterer Freund Stefan sind mit dem Motorrad auf dem Rückweg von Holland nach Darmstadt. Es ist regnerisch, die Jungen sind müde und machen einen kurzen Zwischenstopp an der Raststätte Hunsrück. Als sie wieder losfahren, passiert es: Stefan gerät auf der Auto-bahnauffahrt zu weit nach links - und es kracht. 'Ich dachte im ersten Moment, ich hätte Fracht verloren, aber als ich die Autos hinter mir hektisch bremsen sah, bekam ich ein flaues Gefühl im Magen', erinnert sich Danny. 'Ich sprang aus dem Wagen, rannte nach hinten und dann sah ich die Katastrophe. Überall war Blut, dann sah ich ihn da liegen mit völlig zerschmetterten Beinen ' Stefan, der Motarradfahrer, hatte Glück im Unglück, er war auf den Grünstreifen geschleudert worden und nahezu unversehrt. Doch Florian, seinen Beifahrer, hatte es erwischt. In der Unfallnacht ringen Ärzte und Spezialisten um sein Leben. 'Zwischendurch habe ich gedacht, es wäre besser, wenn er es nicht schafft. Die Verletzungen waren wirklich extrem', erinnert sich der Chirurg Dr. Georg Adamidis. Doch Florian ist zäh. Er übersteht das künstliche Koma, die Nachricht, dass er bei dem Unfall beide Beine verloren hat, und er verkraftet mehr als 50 Operationen, zwei harte Jahre im Krankenhaus, monatelange Reha-Maßnahmen, Schmerzen, Ängste, Isolation und vieles mehr. 'Ich wollte immer leben - aufgeben kam einfach nicht in Frage!' erzählt Florian. Von all dem ahnt Lkw-Fahrer Danny nichts. Jeden Tag nach dem Unfall erkundigt sich der Stolberger nach dem Befinden des verunglückten Jungen. 'Er ist an den Verletzungen gestorben', sagt ihm die Rechtsabteilung seines Speditionsunternehmens drei Wochen später.

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