Nestflüchtlinge - Ösis in Berlin

Nestflüchtlinge - Ösis in Berlin

Die Millionenstadt Berlin, deren Durchmesser von Wien bis Bratislava reicht, war schon immer - und ist nach wie vor - ein Refugium für Menschen aus Österreich. Vor allem für kreative, die schnell die Chance erkennen, in der Weitläufigkeit Berlins die engen Radien ihres Heimatlandes hinter sich zu lassen. Das war am Ende des 19. Jahrhunderts genauso wie in der unruhigen Ära der Zwischenkriegszeit oder in den 50er und 60er Jahren des 20. Jahrhunderts. Berlin war und ist auch heute noch ein Magnet für Österreicher/innen, denen das eigene Dorf, die eigene Stadt, das eigene Land zu wenig Raum für ihre Begabungen bietet. Die Liste österreichischer Menschen, für die Berlin zu einer wichtigen Lebensstation wurde, ist lang und reicht von Joseph Roth bis Kathrin Röggla, von Max Reinhardt bis Sophie Rois, von Clemens Holzmeister bis Veronika Keckstein. Doch diese Spurensuche in rot-weiß-rot ist keineswegs nur eine Angelegenheit für Historiker und Kulturredakteure. Der große Kreis der kreativen Ösis wird von heimischen Gastronomen geschlossen, die mit ihren Lokalen für einen nicht enden wollenden rot-weiß-roten Hype in Berlin sorgen. Wer nachweisen kann, dass er aufgrund seiner Diktion nicht aus Bayern, sondern aus Österreich kommt, lässt bei den (meisten) Berlinern sprichwörtlich die Sonne aufgehen.

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