Neidhammel

Neidhammel

Als die Gebrüder Immler, zwei tüchtige schwäbische Bauunternehmer aus dem Allgäu, ihrer Kleinstadt ein Millionengeschenk machten und eine ganze Realschule für die Hälfte der Kosten hinstellten - da konnten sie nicht unbedingt auf Respekt zählen. Stattdessen fühlte sich mancher Mitbürger von solcher Freigiebigkeit provoziert - und die potenten Brüder sahen sich umgeben von Neidern. So beschlossen sie, den Neid in der Kleinstadt zum Thema zu machen: durch ein symbolisch zu verstehendes alljährliches Neidhammelfest, bei dem ein Hammel gebraten wird und solchermaßen die Neidhammel in Deutschland etwas weniger würden. Doch auch das stieß nicht auf Gegenliebe. Was vielleicht ein Fehler war: Denn als die Stadt noch einen zweiten Flügel für die Schule finanzieren wollte, sagten die Brüder: Nein! Sie bauten stattdessen den Neidhammel-Brunnen vor die Schule, eine Menschenfigur mit Hammelkopf, die immer wieder anspuckt, worauf so mancher Neidhammel neidisch ist: auf das Glück der anderen.Aktuelle Umfragen zeigen, dass sich zwei Drittel der Deutschen zum Neid bekennen. Doch ist dies auch, wie oft gesagt wird, ein typisch deutscher Charakterzug? Dieser Frage gehen Tilo Knops und Kirsten Waschkau nach. Die beiden Autoren, die sich in verschiedenen TV-Dokumentation schon Geizhälsen, Querulanten und Pedanten gewidmet haben, untersuchen in diesem Film die 'typisch deutsche' Neidkultur. Stoff dazu gab es in den vergangenen Jahren genug - gerade in wirtschaftlich unsicheren Zeiten flammen allerorten 'Neiddebatten' auf: etwa die um die Höhe von Managergehälter. Oder der Streit um die 'Reichensteuer', die erbittert als 'Neidsteuer' bekämpft wurde und Neid-Debatten im Deutschen Bundestag auslöste. Oder auch die Kampagne eines Autoverleihers, (dessen Chef sein Gehalt wegen der deutschen Neidkultur nicht veröffentlicht sehen will): Sie wirbt mit einem schmucken Cabriolet um 'Neid und Missgunst für 99 Euro am Tag!'.

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