Nebenwirkungen erwünscht

Nebenwirkungen erwünscht

Ein halbes Jahrhundert gibt es sie schon - die Pille. Wie kaum ein anderes Medikament wurde sie immer wieder kritisch in die Mangel genommen. Nebenwirkungen machten Schlagzeilen. Trotzdem aber ist sie das beliebteste und weit verbreitetste Verhütungsmittel. Für Schülerinnen ab 14 ist die Einnahme des Antikonzeptiva fast schon selbstverständlich geworden. Wer unter den ab 16-Jährigen die Pille nicht nimmt, gilt als Exotin. Für die Frauenärztin Gabriele Marx, die die Pille nicht mehr verschreibt, ist bereits der Umstand, Frau zu sein, ein Grund für Hormongaben: in der Pubertät zur Zyklusregulation, als Livestyleprodukt für bessere Haut und angeblicher Gewichtsregulierung sowie zur Schwangerschaftsverhütung und später in den Wechseljahren. Nützt das den Frauen oder eher den Herstellern? Dass der Hormoneinsatz zur selbstbestimmten Familienplanung das gesellschaftliche Verhältnis der Geschlechter innerhalb weniger Jahre über den Haufen werfen würde, hätten ihre Erfinder in ihren kühnsten Träumen wohl kaum zu träumen gewagt. Die Pille befreite die Frauen von ungewollter Schwangerschaft und förderte ihre sexuelle Gleichberechtigung, entspannte die Beziehung zwischen Mann und Frau. Seitdem bleibt die Kontrolle und Verantwortung meist bei der Frau - inklusive aller Nachteile, die die Pille mit sich bringen kann: erhöhtes Brustkrebsrisiko, die Möglichkeit an einer Embolie zu erkranken, Migräne, Übelkeit und Stimmungsschwankungen. Eine bewusste Abwägung von Risiko und Nutzen der Pille findet heutzutage vor allem bei jüngeren Frauen selten statt. Kein Wunder: Die Pharmaindustrie bietet ihre neueste Pille für junge Mädchen im Schmuckkästchen als'Pille mit Herz' an. Mit dieser Politik lassen sich die neuen Lifestyle-Aspekte der dritten und vierten Pillengeneration besonders gut verkaufen: Außer der Verhütung winken den Frauen jetzt bei Einnahme der Pille nicht nur eine schöne Haut, ein größerer Busen, nein, ganz nebenbei verlieren sie sogar noch etwas an Gewicht. Dass sie mit diesen neuen Pillen, die den Libido steigernden Zusatzwirkstoff Drospirenon enthalten, einen Hormoncocktail schlucken, der für sie gefährlicher zu sein scheint als die 'alten' Pillen ohne Lifestyle-Effekt, verschweigen die Pharmakonzerne gern. Und viele junge Frauen wollen den verkaufsfördernden Versprechungen der Werber auch gerne glauben, weil ihnen die versprochenen 'Nebeneffekte' ebenso wichtig sind wie der Hauptzweck der Pille, die Verhütung. Und manchmal sogar noch wichtiger, wie die Dokumentation an Beispielen junger Mädchen zeigt.Der Film begleitet 14- bis 18-jährige Mädchen in ihrem Alltag mit der Pille. Bei manchen von ihnen erfüllte die Pille auch schon ihren verhütenden Zweck, doch für die meisten dient das Mittel in erster Linie dazu, um das Aussehen zu verbessern oder die Lebensqualität zu steigern. Einigen ist schon gar nicht mehr klar, dass die Pille auch verhüten kann. Ein halbes Jahrhundert gibt es sie schon - die Pille. Wie kaum ein anderes Medikament wurde sie immer wieder kritisch in die Mangel genommen. Nebenwirkungen machten Schlagzeilen. Trotzdem ist sie das beliebteste und weit verbreitetste Verhütungsmittel. Für Schülerinnen ab 14 ist die Einnahme des Antikonzeptiva fast schon selbstverständlich geworden. Wer unter den ab 16-Jährigen die Pille nicht nimmt, gilt als Exotin.

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