nacht:sicht
Er hat als erster Mensch alle 14 Achttausender bestiegen. Er hat die Wüste Gobi längs durchquert. Er ist zu Fuß durch die Antarktis gelaufen. Als Abenteurer würde Reinhold Messner sich aber nicht bezeichnen. Eher als Grenzgänger, der versucht, zwischen dem Möglichen und Unmöglichen unterwegs zu sein. Aus Abenteuerlust, so Reinhold Messner, sei er sowieso nie aufgebrochen. Das, was ihn nach oben getrieben hat, war die tiefe Sehnsucht, aus einem schmalen und engen Alpendorf in Südtirol herauszukommen, um zu schauen, was hinter den Berggipfeln liegt. Der Kick, wie viele glauben, war es nicht. Im Gegenteil: "Ich bin ein ziemlich ängstlicher Mensch und bin dankbar dafür, sonst wäre ich nicht am Leben geblieben." Vermeintliche Schwäche zur Stärke umwandeln - seine Strategie. So ist er ein großer Verfechter des Scheiterns. Erst im Scheitern, so Messner, spürt man, was man noch nicht kann. Die Liste der Superlative im Leben des Reinhold Messner ist lang, er ist politisch im Umweltschutz aktiv, schreibt Bücher, hält Vorträge, betreibt ein Museum und ein Restaurant und er scheint noch nicht am Ende seiner kreativen Laufbahn angekommen zu sein.
Andreas Bönte im Gespräch mit der Alpinisten-Legende Reinhold Messner. Über die Sucht nach Horizonterweiterung, die Wichtigkeit des Scheiterns und die große Kunst des Überlebens.