Nabucco in Rom dirigiert von Riccardo Muti

Nabucco in Rom dirigiert von Riccardo Muti

'Nabucco' behandelt die alttestamentarische Geschichte von der Gefangenschaft des jüdischen Volkes in Babylon, symbolisiert durch den Chor des dritten Aktes, das berühmte 'Va pensiero' ('Flieg', Gedanke, getragen von Sehnsucht'). Darin beklagen die zu harter Arbeit verurteilten Hebräer ihr 'schönes und entferntes Heimatland'. Der Überlieferung nach soll sich die Mailänder Bevölkerung unter österreichischer Herrschaft mit dem in Verdis Gefangenenchor ausgedrückten Freiheitsstreben identifiziert haben. Die 150 Jahre Einheit Italiens verlangten nach einer ganz besonderen Inszenierung. Da Verdi die Handlung aus Zensurgründen nicht in der Gegenwart spielen lassen konnte, verlegte er sie in biblische Zeiten zurück. Doch heute betonen Dirigent Riccardo Muti und Regisseur Jean-Paul Scarpitta den universellen Kern des Werkes: die Lage der Geknechteten, das Gegeneinander der Mächtigen und die im Volk aufkeimende Hoffnung. Jean-Paul Scarpitta, der die Oper inszeniert hat, sagt: 'Ich habe einen idealistischen Vorschlag gemacht, der sich der Geschichte jedoch nicht entzieht. Entscheidend soll der Zusammenprall der Figuren sein, nicht der biblische Kontext. Es wird kein Dekor geben, das Bühnenbild wird sehr abstrakt sein. Ich will den ‚Nabucco' nicht historisch getreu inszenieren, sondern die dem Stück innewohnende Energie zum Ausdruck bringen: den schnellen Wechsel zwischen kleinen, spannungsreichen Szenen und den Massenchören, eine natürliche Unordnung, eine zwischen Form und Leben hin und her gerissene Oper.' Die große Attraktion des 'Nabucco' bildet der Gefangenenchor. Mal bescheiden, mal mächtig, mal kaum vernehmbar, mal kämpferisch ist er ein Meisterstück der Opernkunst und ein wirkungsvolles dramaturgisches Mittel, um die Spannung in der Mitte des Stückes noch einmal zu steigern. Doch die Oper erschöpft sich keineswegs in diesem Chor, sondern hält immer wieder überraschende Wendungen bereit. Die Partitur ist voller einfacher, wirkungsvoller, kühner und origineller Ideen. Verdis Musik entspricht dem ungeheuren Format seiner Figuren. Die drei Hauptgestalten sind Nabucco, König von Babylon, Zaccaria, der Hohepriester der Hebräer, und Abigaille, Sklavin und vermeintliche erstgeborene Tochter Nabuccos. Der Chor, die vierte 'Hauptperson', tritt lange vor dem berühmten 'Va piensero' auf, und zwar bereits zu Beginn der Oper: in der unglaublichen Panik, die Nabuccos Einmarsch in Jerusalem ankündigt. Und mit dem erhabenen 'Immenso Jehova!' beendet der Chor das Werk. Riccardo Muti, dessen 'Nabucco'-Einspielung für EMI aus dem Jahr 1978 nach wie vor maßgeblich ist, dirigiert diese Neuproduktion mit gewohntem Können. In dem hochkarätigen Ensemble stechen die drei Hauptfiguren Nabucco, Zaccaria und Abigaille hervor. Die Titelfigur singt kein Geringerer als Leo Nucci, einer der berühmtesten Verdi-Baritone. An seiner Seite agieren der Bass Dmitri Belosselski, ein Solist des Bolschoi-Theaters, und die bekannte portugiesische Sängerin Elisabete Matos.

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