Mut gegen Macht - Nicht ohne meine Kinder

Mut gegen Macht - Nicht ohne meine Kinder

Als sie sich vor 20 Jahren in Greifswald in den jungen Syrer Haissem M. verliebte, hätte sich Kerstin G. in ihren schlimmsten Albträumen nicht vorstellen können, wie dramatisch ihre Beziehung enden würde. Der sympathische 'Prinz', der sie auf Händen trug, entwickelt sich nach ihrer Hochzeit zum fanatisierten Muslim, der sich der radikalen Glaubensgemeinschaft der Salafisten anschließt. Am Ende eines Familienurlaubs in Dubai sagt er zu seiner Frau: 'Du kannst gehen, die Kinder bleiben hier!' Doch Kerstin G. weigert sich, kämpft um ihre vier Kinder, will nicht ohne sie zurück nach Deutschland. Das erfordert viel Mut: ihr Mann hält seine Familie gefangen, acht Jahre voll religiösem Eifer, Prügel und Misshandlungen für die Mutter und ihre vier kleinen Kinder.

Michael H. aus Berlin weiß nicht mal mehr, wie sein Sohn aktuell aussieht, geschweige denn ob er noch lebt. Seine Ex-Frau hat den Jungen vor dreieinhalb Jahren mit in ihre algerische Heimat entführt. Obwohl der Vater längst das alleinige Sorgerecht hat, kommt er an sein Kind nicht heran.

Fälle wie die von Kerstin G. und Michael H. kommen immer häufiger vor. Auch deshalb, weil es in unserem Land immer mehr bi-nationale Ehen gibt. Laut der zentralen Anlaufstelle für Kindesentführungen in Deutschland, dem Internationalen Sozialdienst, haben sich die Anfragen zu internationalen Sorgerechtskonflikten in den vergangenen 10 Jahren mehr als verdoppelt. Circa ein Drittel der betroffenen Kinder werden in arabische Länder verschleppt. Nur wenige kehren nach Deutschland zurück.

'Mut gegen Macht': Auf der einen Seite stehen Mütter und Väter, die um ihre Kinder kämpfen. Auf der anderen Seite finden sich nicht nur ihre Expartner mit manchmal mächtigen Unterstützern, sondern auch Behörden, die oft zu wenig für die Betroffenen tun. Hinter den dramatischen Familienschicksalen steht auch ein juristisches Problem: das sog. Haager Kindesentführungs-Übereinkommen, kurz HKÜ, regelt, dass Kinder, die von ihren Eltern entführt werden, wieder in das Land ihres gewöhnlichen Aufenthaltes zurück zu bringen sind. 92 Länder haben sich bereits verpflichtet. Doch außer Marokko und dem Irak hat kein arabisches Land diese internationale Regelung unterzeichnet.

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