Moselgeschichte(n)

Moselgeschichte(n)

Die Mosel ist widersprüchlich: In Deutschland ist sie der liebliche, romantische Fluss, der Touristenströme, Wein- und Kulturliebhaber anzieht. Für Luxemburg ist sie Grenzfluss und Bindeglied zwischen Deutschland und Frankreich. Das kleine Städtchen Schengen steht für die Freizügigkeit innerhalb der EU. Auch in Luxemburg wird die Mosel touristisch genutzt, wenn sie hier auch nicht mehr so wildromantisch mäandernd daherkommt, wie im deutschen Teil. Für Franzosen ist 'la Moselle' ein Fluss, den sie mit Schwerindustrie assoziieren und der durch eine der unattraktivsten Regionen der Grande Nation fließt: Lothringen, dessen wirtschaftliche Probleme, dessen schwerfälliger Dialekt, dessen Hässlichkeit der untergegangenen Stahlindustrie und dessen Geschichte insbesondere in der Auseinandersetzung mit Deutschland im Rest Frankreichs gerne verdrängt wird. Alle drei Länder verbindet die Mosel als Internationale Großschifffahrtsstraße. Das Ziel aller Wassertransporte aber liegt außerhalb der drei Länder, nämlich in den ARA-Häfen: Antwerpen, Rotterdam und Amsterdam, in Belgien und Holland. Um zu den großen Umschlagplätzen des Welthandels zu gelangen, hat man vor 50 Jahren die Mosel ausgebaut. Kaum war sie fertig, setzte ein heftiger Strukturwandel ein und stellte fast alle wirtschaftlichen Planspiele auf den Kopf. Die Mosel ist mal verträumt, mal widerspenstig, kanalisiert und trotzdem unberechenbar. Sie macht mit häufigen Hochwassern den Anrainern zu schaffen, mit Eisgang den Schiffern und Kraftwerkseignern. Sie ist mal romantisch, mal geprägt von wirtschaftlichem und auch politischem Kalkül, vor allem aber von einer über 2.000 Jahre alten Schifffahrts-Geschichte, die im Wesentlichen mit den Römern begann. Der SWR erzählt Flussgeschichte(n) von Menschen, die von und mit dem Fluss leben: von deutschen Moselwinzern, französischen Stahlarbeitern, holländischen Schiffern, von Fischern, Schleusenbetreibern und Touristen. Es wird zurückgeblickt auf das vorläufig letzte Kapitel der Flussgeschichte, das vor über 50 Jahren begann und noch nicht beendet ist, denn mit dem Ausbau der zweiten Schleusenkammern macht die Mosel zur Zeit wieder von sich reden. Und wieder braucht es viel 'Diplomatie und Hightech', um alle Moselaner und Nutznießer ins Boot zu holen und sie von der Bedeutung dieser einzigartigen Wasserstraße zu überzeugen.

Bewertung

0,0   0 Stimmen