Moderne Ruinen

Moderne Ruinen

Wilhelminischer Prunk fand sich einst sogar inmitten der kargen Wüstenlandschaft Namibias. Vor hundert Jahren kam hektisches Treiben in die unfruchtbare Wüste Südwestafrikas. Tausende von Diamanten wurden aus dem Wüstensand gesiebt und versetzten das ganze Land in einen Diamantenrausch. Deutsche Ingenieure, Architekten, Chemiker und Handwerker strömten mit ihren Familien in die damalige Kolonie. Über Nacht entstand eine florierende Stadt mitten in der Wüste. Nach Kolmannskuppe, wie sie hieß, wurde alles importiert. Holzbalken kamen aus Deutschland, Fußböden aus Amerika, Wasser aus Kapstadt. Heute bedecken Wanderdünen die damals verlegten Bahnschienen und dringen in die leerstehenden Kolonialvillen ein. Nach nur wenigen Jahrzehnten des Diamantenrausches zog die Edelsteinkarawane weiter. Die Infrastruktur von Kolmannskuppe verfiel. 1952 wurde als Letztes das Krankenhaus geräumt. Zurück bleiben eine 300 Kilometer lange und 100 Kilometer breite Sperrzone in der namibischen Wüste, die im Jahr 2008 zum Nationalpark erklärt wurde, und die stummen Zeitzeugen einer längst vergangenen Ära, die von Abenteuerlust, aber auch von der diskriminierenden Kolonialpolitik Deutschlands zu erzählen wissen.

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