Mit dem Feuer der Begierde

Mit dem Feuer der Begierde

Das Phänomen "Fan" ist nicht neu: Der Franz-Liszt-Kult im 19. Jahrhundert und die Beatlemania in den 1960er Jahren sind nur zwei Beispiele aus der Vergangenheit der Fan-Geschichte. Hysterisch kreischende Mädchen, die beim Anblick ihres Idols ohnmächtig dahinsiechen, und stille Anhänger, die ihr Vorbild imitieren oder zum Stalker mutieren, entsprechen dem klassischen Fan-Klischee. Auch das Sammeln von Trophäen in Form von Autogrammen oder gar Gipsabdrücken der Geschlechtsteile, wie Cynthia Plaster Caster sie sich von ihren Idolen beschaffte, ist Teil des Kults. Nicht ohne Grund hat der Begriff "Fan" seinen Ursprung im Wort "fanatisch". Doch die meisten Fans sind auf das ihnen anhaftende Spinner-Image nicht versessen. Mit der Demokratisierung der Kultur sowie der Produktions - und Verbreitungsmittel werden Fans inzwischen zu einer unerschöpflichen Quelle der Kreativität - und damit zu einem Thema für die Wissenschaft. Wissenschaftler aus Chicago, Bordeaux und Dortmund beschäftigen sich seit Jahren mit dem Forschungsobjekt "Fan". In der Dokumentation "Mit dem Feuer der Begierde - Wie Fans wirklich ticken" rollen sie die Geschichte des Fan-Daseins von hinten auf und beleuchten die Veränderung der Fan-Rolle im digitalen Zeitalter. Fan-Fictions wie E.L. James "Twilight"-Anlehnung "Fifty Shades of Grey", Fan-Wikis und Cosplay machen die Fan-Gemeinde laut Medientheoretiker Henry Jenkins vor allem zu "produzierenden Konsumenten, schreibenden Lesern und aktiven Zuschauern". Weit davon entfernt passive Rezipienten zu sein, sind die Verehrer der Stars heute der wahre Motor der Populärkultur - denn genau die entsteht, wenn sich Fans die Massenkultur zu eigen machen und neu interpretieren, um eigene Werke zu schaffen.

Bewertung

0,0   0 Stimmen