Mit dem Fahrrad zu 100 Orgeln

Mit dem Fahrrad zu 100 Orgeln

Tagsüber tritt Martin Schulze in die Pedale, abends zieht er alle Register. Der 47-jährige Brandenburger ist der Fahrradkantor. In der Sommersaison legt er 15.000 Kilometer mit dem Rad zurück und spielt in mehr als 100 Kirchen. Jeden Tag ein Konzert auf einer anderen Orgel, jeden Tag bis zu 300 Kilometer mit dem Rennrad. Von der verträumten Dorfkirche bis zum großen Dom Martin Schulze hat schon viele Gotteshäuser bespielt. Er kennt die Tücken der Orgeln und repariert auch schon mal die Pfeifen, wenn lange niemand auf den Instrumenten gespielt hat. Denn in vielen Kirchen gibt es keine Kantoren mehr und selten Gottesdienste. Dann bringt der drahtige Mann mit der Nickelbrille und den Stoppelhaaren die Orgeln wieder zum Erklingen. Er tritt in Orten auf, in denen sonst wenig Kultur geboten wird. Von der Insel Rügen bis zum Erzgebirge überall kennen ihn die Leute. Einige bieten ihm ihr Gästebett für die Nacht an, andere den Gemeindesaal. Dann rollt Martin Schulze seine Isomatte aus. Der Kirchenmusiker ist anspruchslos. Er nimmt es, wie es kommt. Auch weiß er vorher nie, ob er für eine Handvoll Zuhörer oder für großes Publikum spielt. Es ist ihm auch nicht so wichtig. Hauptsache, er kann Musik machen und unterwegs sein.

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