
Mielkes Rache
Werner Teske, 1942 in Berlin geboren, war ein guter Schüler und ein brillanter Student der Ökonomie und Finanzwirtschaft. Er hatte Stellenangebote von Universitäten und vom Außenhandel der DDR, doch ein Angebot der Staatssicherheit wagte er nicht auszuschlagen: Ihm wird versprochen, er könne weiter an seiner wissenschaftlichen Karriere arbeiten. Also tritt Werner Teske in das Ministerium für Staatssicherheit ein. Er gründet eine Familie und arbeitet erfolgreich in der Hauptverwaltung Aufklärung, der sogenannten HVA des legendären Generals Markus 'Mischa' Wolf, die für Auslandsspionage zuständig ist. Doch bei der Anwerbung wurde er getäuscht, als Geheimdienstler darf er nicht wissenschaftlich publizieren, und eine Karriere an der Hochschule der Staatssicherheit in Potsdam ist für ihn nicht vorgesehen. Am liebsten würde er gehen, aber bei der Staatssicherheit kann niemand einfach kündigen. Teske steckt in einer biografischen Sackgasse, beginnt zu trinken, wird nachlässig bei der Arbeit und in seiner Ehe kriselt es. Werner Teske will aus der engen Alltagswelt, dem durch Anpassung, gegenseitige Überwachung und Heuchelei erkauften Wohlstand, ausbrechen. In den Westen überzulaufen, scheint die einzige Lösung. Er nimmt verbotenerweise Unterlagen mit nach Hause. Sie sollen sein Eintrittsgeld in den Westen sein. Teske verfügt über einen Sonderausweis für den 'Westteil' des Bahnhofs Friedrichstraße. Er müsste nur in eine S-Bahn steigen und nach Westberlin fahren. Doch er kann sich lange nicht entschließen. Dann - eines Tages - ist es zu spät. Wegen dienstlicher Unregelmäßigkeiten wird er verhört, seine Wohnung wird durchsucht, und er gesteht seine Fluchtpläne. Teske hat Pech. Kurz zuvor ist Werner Stiller aus derselben Abteilung der Stasi in den Westen übergelaufen. Mielke fordert Rache. Obwohl Teske nichts und niemanden verraten hat, wird er zum Tode verurteilt und hingerichtet. Die Spuren seines Lebens werden vernichtet.