Menschen hautnah: Spenderorgan gesucht...

Menschen hautnah: Spenderorgan gesucht...

'Hinstellen, Torben, möglichst gerade, und los geht's' Die Krankenschwester drückt auf eine Stoppuhr. Mühsam erhebt sich der 12-Jährige aus seinem Rollstuhl und schleppt sich Schritt für Schritt voran. Was sich für ihn wie ein Marathonlauf anfühlt, sind zehn Meter Krankenhausflur. Dann sinkt er gegen die weiße Wand. Hustet. 'Ich kann nicht mehr', flüstert Torben leise. Seit über zwei Jahren ist Torben schwer krank. Er leidet an einer Immunkrankheit, die seine Organe zerstört. Wenn er nicht bald eine neue Lunge bekommt, wird er ersticken. Doch viele, die wie Torben auf ein neues Organ warten, sterben, bevor sie eines bekommen. Deshalb wird der Bundestag in diesen Wochen über ein neues Transplantationsgesetz beraten. Durch eine neue Regelung soll die Bereitschaft zur Organspende steigen. Künftig soll jeder ab seinem 16. Lebensjahr befragt werden, ob seine Organe nach seinem Tod entnommen werden dürfen. Nach seinem Tod? 'Mein Junge war noch warm, er hat geatmet, er sah aus, als ob er schläft...' Renate Greinert hat ihren Sohn bei einem Autounfall verloren. Lange hatte sie gehofft, er würde überleben, doch dann teilten die Ärzte ihr mit, ihr Sohn sei tot. Hirntot. Ob sie sich vorstellen könne, seine Organe zu spenden. 'Wenn wir helfen können...', sagte ihr Mann. Das Ehepaar stimmte zu - und bereut diese Entscheidung bis heute. Vor allem Renate Greinert leidet besonders: 'Ich habe dieser Definition geglaubt'. Der, dass mit dem Hirntod der Tod eingetreten sei. Abschied nahm sie aber von einem Sterbenden. 'Er hätte gewollt, dass wir, seine Eltern und seine Schwester, bei ihm sind. Ihn begleiten bis zum letzten Atemzug. Ich hätte ihn schützen müssen.' Sie habe als Mutter versagt und das verzeihe sie sich nie. Hilal Yahya, Neurochirurg und Transplantationsbeauftragter am Klinikum Duisburg, ist der festen Überzeugung, dass ein Mensch, der den Hirntod erleidet, tot ist. Seine Aufgabe ist es, den Hirntod festzustellen und Angehörige so behutsam wie möglich mit der Frage nach einer Spende zu konfrontieren.

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