Menschen, die ich hätte sein können und vielleicht auch bin

Menschen, die ich hätte sein können und vielleicht auch bin

Der Junkie Steve und die verführerische Brasilianerin Sandrine, die nach dem perfekten Ehemann sucht, sind auf den Straßen Londons zu Hause. Mit einer Handykamera fängt Filmemacher Boris Gerrets die Einsamkeit dieser beiden Menschen ein. Er zeigt sie auf der Straße, in Internetcafés, in einer zugleich vertrauten und bedrückenden nächtlichen Atmosphäre. Kurze, SMS-artige Zwischentitel beschwören die Geister der Vergangenheit herauf, und Szenen aus dem Großstadtdschungel entwerfen ein beunruhigendes Bild von London. Dieser Eindruck der Unsicherheit wird durch eingespielte Telefongespräche verstärkt, die mit dem Gezeigten direkt gar nicht in Verbindung stehen. Steve ist ein vom Leben gezeichneter Junkie. Er raucht Heroin und träumt von seiner Tochter, die er wohl nie wieder sehen wird. 'Er wollte sein Leben so sehr, dass er es zerstörte', schreibt Regisseur Gerrets in einem Zwischentitel. In Sandrine verliebt sich der Filmemacher, doch bei sieben Anwärtern auf den Platz des Ehegatten sind seine Chancen bei der schönen Brasilianerin eher gering. Ganz nah rückt Gerrets mit seiner Handykamera an diese Parallelschicksale heran. Dabei verwischt die Grenze zwischen dem Geisteszustand der Figuren und dem Moloch London: anonym, beängstigend, voller Lärm, Werbebilder und Schaufenster. Vorübergehend wird das ungewöhnliche Streetmovie für seine beiden Protagonisten zur Zuflucht, bevor sie - zu einem tröstenden Song von Precious - wieder in die Nacht entschwinden.

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