Mein vereintes Deutschland
'Ich schlafe lieber unter der Brücke mit ein paar Pennern zusammen, aber ich bin ein freier Mann. Das nimmt mir niemand.' So empfindet Axel Tanneberger, Fischer aus Rathmannsdorf bei Dresden, seinen persönlichen Gewinn aus der deutschen Einheit. Wie Millionen andere erlebt Tanneberger in der turbulenten Zeit nach der Wende Schlüsselstunden seines Lebens. Zwei Jahrzehnte nach der Wiedervereinigung bilanziert Tom Ockers in der NDR-Dokumentation 'Mein vereintes Deutschland - Wilde Jahre nach der Wende' die für viele entscheidenden fünf Jahre nach 1990 - die 'wilden Jahre'. Sie sind angefüllt mit Hoffnungen und Enttäuschungen, Siegen und Niederlagen von Menschen in Ost und West. Die Schauspielerin Katrin Sass, der Fußball-Profi Jimmy Hartwig oder der Bauunternehmer Jürgen Schneider haben Veränderungen ihrer Lebenswege erfahren, die sie bis heute prägen. Und sie haben einen historischen Moment genutzt, um große Entscheidungen zu treffen. So wie Millionen andere auch. Die Mutter aus Berlin, deren Kind zu DDR-Zeiten zwangsadoptiert wurde. Die vier Fischer, deren Forellenzuchtanlage zum Ort eines tragischen Geschehens wird, oder der West-Unternehmer, der gegen Anfeindungen und Widerstände ein Hotelprojekt auf Usedom durchzieht. Zu Wort kommen in der Dokumentation aber auch Wolfgang Schäuble und Günther Krause, die 'Architekten' des Einigungsvertrags. Und Matthias Schipke. Er wurde als 'Eierwerfer von Halle' berühmt. Dramatische, lustige, bewegende, verstörende oder überraschende Lebensgeschichten bilden das Gerüst der historisch-biografischen Dokumentation. Auf Basis eines wissenschaftlichen 'Oral-History'-Projekts wurden Dutzende von Biografien recherchiert, Interviews geführt und analysiert. Sie dienen als Grundlage für einen Film, der sich zum ersten Mal mit der Innensicht der Wiedervereinigung auseinandersetzt, sie machen das historische Großereignis im Film authentisch und nachvollziehbar. Auf fachhistorische Analysen verzichtet die Dokumentation zugunsten der biografischen Erzählweise.