Mathe bei Mutti

Mathe bei Mutti

Von Freilernern und Schulverweigerern Film von Rita Knobel-Ulrich Sieben Kinder hat Familie Dudek: fünf Jungs, zwei Mädchen. Keines davon hat je dauerhaft eine Schule besucht. Denn Vater und Mutter unterrichten ihre Kinder zu Hause - aus religiösen Gründen. Das ist in Deutschland verboten. Trotzdem verweigern hierzulande etwa tausend Familien die Schulpflicht. Sie wollen ihre Kinder vor Gewalt, Mobbing, überfüllten Klassen, entnervten Lehrern und einem ihrer Meinung nach schlechten Bildungsangebot schützen. Jürgen Dudek unterrichtet Physik, Englisch, Mathematik; die Mutter Kunst, Französisch, Musik. Offenbar mit Erfolg, denn die Ältesten haben inzwischen ihren Abschluss an einer öffentlichen Schule mit der Note Eins geschafft. Auch Thomas Schaum ist nicht bereit, seine acht Kinder in die, wie er sagt, 'zweifelhafte Obhut öffentlicher Schulen' zu geben. Dort spielten christliche Werte keine Rolle mehr, sagt er. Die aber brauchten seine Kinder als Fundament fürs Leben. Die allgemeine Schulpflicht, einst ein hart erkämpftes, fortschrittliches Recht auf Bildung, wird aber nicht nur von frommen Christen abgelehnt, sondern auch von so genannten Freilernern wie Familie Ludwig. 'Unsere Kinder lernen vom Leben', sagt die Mutter. Sie ist grundsätzlich gegen feste Unterrichtsprogramme. Das Leben biete Unterricht genug, findet sie. Und so beantwortet sie Fragen, zwingt den Kindern aber nichts auf, auch nicht Lesen, Schreiben, Rechnen. Die Schulverwaltung ist alarmiert, fordert die Eltern auf, die Schulpflicht einzuhalten, Gerichte drohen mit Bußgeld und Haft. Immer mehr 'Homeschooler' wandern deshalb aus: in die USA, nach Kanada oder Österreich, dorthin, wo Unterricht zu Hause erlaubt ist. In Deutschland dagegen wird ein Glaubenskrieg geführt: Die Schulverwaltung warnt, den zu Hause unterrichteten Kindern fehle es an Kontakten mit Gleichaltrigen, sie wüchsen in einer Parallelwelt auf. Aber wie schlimm ist es wirklich, wenn Mutti Mathe und Papi Bio unterrichtet?

Bewertung

0,0   0 Stimmen