Mario Adorf

Mario Adorf

Künstlerporträt 

Deutsche Mutter, italienischer Vater, französische Ehefrau. Geboren in Zürich, aufgewachsen in der Eifel, Wohnsitze in Rom und Paris. Es versteht sich von selbst, dass Mario Adorf vier Sprachen spricht.

Seit einem halben Jahrhundert ist er einer der größten Stars des deutschen Films. Doch die Anfänge waren denkbar unglamourös. Denn der uneheliche Sohn aus kleinen Verhältnissen verlebte keine einfache Jugend. Seinen Vater traf er nur ein einziges Mal im Erwachsenenalter. Die Mutter verdiente ihren Lebensunterhalt als Schneiderin, das Geräusch ihrer ratternden Nähmaschine Marke Phoenix begleitete Marios gesamte Jugend.

Wie sehr ihn diese Zeit geprägt hat, betont der Schauspieler immer wieder. Er wisse noch, was Hunger bedeutet, wie man die Angst im Luftschutzkeller übersteht, und wie man es aus eigenem Antrieb zu etwas bringen kann.

Seine Mutter hatte sich immer gewünscht, dass aus ihrem Sohn "ein Herr" würde. So wundert es nicht, dass sie ihn später gar nicht so gern in seiner Rolle als psychopathischer Frauenmörder in "Nachts, wenn der Teufel kam" sah. Dieser Film prägte in den 50er Jahren sein "Schurken-Image" und machte Mario Adorf mit einem Schlag bekannt. Aber erst in "Der große Bellheim" sollte er dann als geschmackvoll gealterter Gentleman eher den mütterlichen Vorstellungen entsprechen.

Anfang der 60er Jahre ging Adorf nach Italien, weil von dort einfach die interessantesten Filmangebote kamen. Er unternahm auch einen kurzen Ausflug nach Hollywood, hatte bald aber keine Lust mehr, "immer den Mexikaner zu spielen". Ein Rollenangebot von Francis Ford Coppola für dessen Film "Der Pate" lehnte er aber ab und bereute später diese "Hochnäsigkeit". Billy Wilder wollte ihn ebenfalls verpflichten, doch auch bei "1, 2, 3" war Adorf die ihm angebotene Rolle zu klein. Aber: 16 Jahre später drehte er mit Wilder "Feodora". In den 70er Jahren war er wieder verstärkt auf deutschen Kinoleinwänden zu sehen, in den besten Filmen ihrer Ära. So in Schlöndorffs Grass-Verfilmung "Die Blechtrommel" als Oskar Matzeraths Vater und in Fassbinders "Lola", wo er den fiesen Baulöwen Schuchardt gab.

Egal welche Rollen Mario Adorf spielt, ob einen korrupten Bauunternehmer, den Inhaber einer Pizzeria, einen gehörnten Ehemann, oder den Emporkömmling Heinrich Haffenloher in "Kir Royal"- ihm gelingt es immer, seinen Figuren etwas Menschliches mit auf den Weg zu geben.

Mario Adorf lebt mit Ehefrau Monique in Paris. Allerdings längst nicht im Ruhestand, denn noch immer steht er vor der Kamera, spielt Theater, hält Lesungen und schreibt Geschichten. Über sich selbst, über seine Kindheit und vor allem über seine Mutter. Er weiß, dass ihm nicht mehr allzu viel Zeit bleibt, aber einen kleinen Trost gibt es doch: "Na ja, man fühlt sich ja immer jünger als alle anderen im gleichen Alter."

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